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Erfahrung trifft Austausch – und neue Dynamik: So führt Kay Buchhauser die ProAkustik

Ein Gravelbike-Fahrer, der seinen Kaffee noch per Hand mahlt – und in der Hörakustik kein Unbekannter ist: Kay Buchhauser ist seit April 2025 neuer Geschäftsführer des Interessen- und Qualitätsverbandes ProAkustik. Mit über 30 Jahren Branchenerfahrung kennt er den Markt wie kaum ein anderer – von der Medizintechnik über die Industrie bis zum Hörakustik-Retail.

Kay Buchhauser ProAkustik

Jetzt steht er an der Spitze eines Netzwerks, das rund 80 inhabergeführte Unternehmen mit über 200 Fachgeschäften verbindet. Wir haben mit ihm gesprochen. Über die Dynamik im Markt, die Kraft inhabergeführter Betriebe – und warum “interim” nicht unbedingt „kurzfristig“ heißen muss.

„Es macht einfach Spaß, zurück zu sein.“

Kay Buchhauser kennt beide Seiten der Branche: Nach Führungspositionen bei Phonak, des österreichischen Fachhandels Hansaton und zuletzt als Geschäftsführer bei Widex bringt er nun seine Erfahrung bei ProAkustik ein – ganz bewusst auf Retail-Seite.

„Wenn man so lange in der Branche war wie ich, ist es toll, wieder näher an den Fachgeschäften zu sein“, sagt er zu Beginn des Gesprächs. Die ProAkustik kennt er seit Jahren. Umso mehr freue er sich über neue Impulse, alte Bekannte – und vor allem über „die unglaublich inspirierte Energie der Mitglieder“.

Seine Position als Geschäftsführer ist offiziell „interimistisch“ – was jedoch kein Ablaufdatum mit sich bringt. „Niemand macht etwas für immer“, sagt Buchhauser. Interim bedeute in diesem Fall eher: Die Nachfolge werde von Anfang an mitgedacht – aus Verantwortung für Kontinuität und Planungssicherheit. Ob das drei Monate sind oder drei Jahre? „Das ist offen. Aber das Ziel ist klar: verlässlich führen und nachhaltig entwickeln.“

Feintuning statt Feuerwehr-Einsatz

Mit seinem Gravelbike unterwegs kommen pro Woche schnell mal 200 km zusammen

Baustellen im eigentlichen Sinne sieht Buchhauser bei ProAkustik keine. Die Struktur mit Gesellschaftern, Aufsichtsrat und Geschäftsführung funktioniere. Vielmehr gehe es um das „Feintuning unseres Leistungsangebots“ – und darum, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitgliedsbetriebe ernst zu nehmen.

„Der eine steht vor einer Neueröffnung, der andere sucht eine Lösung für die Unternehmensnachfolge. Die Herausforderungen sind vielfältig – und das macht den Reiz aus.“ Seine eigene Erfahrung aus Vertrieb, Marketing und Geschäftsführung auf Hersteller- wie Händlerseite komme ihm hier zugute. Entscheidend sei, im ständigen Dialog zu bleiben.

Arbeitskreise, Austausch, Augenhöhe

Ein zentrales Thema seiner Agenda: die Ausweitung in aktive Arbeitskreise. „Früher gab es bei ProAkustik bewährte Austauschformate – zum Beispiel den Technikkreis. Genau daran knüpfen wir jetzt wieder an“, so Buchhauser. Der Bedarf sei eindeutig da: IT, KI, Marketing, Personalführung – überall wünschen sich die Mitglieder mehr Best-Practices, Einblicke und Diskussion auf Augenhöhe.

Derzeit laufen drei Arbeitskreise, fünf sollen es werden. Der Austausch findet im Rahmen der bekannten ProAkustik-Formate statt: Jahrestagung, Kongress und Herbstversammlung. „Was dort entsteht, ist mehr als nur Input“, sagt Buchhauser. „Es entsteht Nähe – und Vertrauen.“

Die Chancen für unabhängige Hörakustiker? Riesig.

Der typische ProAkustik-Betrieb hat durchschnittlich zweieinhalb Standorte – inhabergeführt, regional verwurzelt. Buchhauser sieht genau darin eine große Stärke.

„Die größten Chancen kreieren diese Unternehmer selbst – durch starke Marken vor Ort, verlässliche Beratung, Kontinuität bei den Mitarbeitenden.“ Der Markt wächst – auch 2025 wieder um rund vier Prozent. Mehr Geräte, mehr Bedarf, mehr individuelle Versorgung. Und vor allem: Raum für persönliche, ehrliche Beratung.

Dass unabhängige Fachbetriebe höhere durchschnittliche Verkaufspreise erzielen als Ketten, verwundert ihn nicht: „Es sind nicht die Preise, die den Unterschied machen – sondern die Beratung und der Service vor Ort. Wer versteht, berät, begleitet – dem wird vertraut.“

Private Label? Eher nicht.

Ob ProAkustik eine Private-Label-Strategie verfolgen wird? Die Antwort ist diplomatisch, aber klar: „Das müssen letztlich die Mitglieder entscheiden.“ Aktuell sei die Stimmungslage eindeutig in Richtung Unabhängigkeit. Das Portfolio – mit Hauptlieferanten wie Sonova, GN und WSA – sei ohnehin breit genug, um individuelle Lösungen zu ermöglichen. Private Label könne Verbindlichkeit schaffen, sei aber kein Allheilmittel.

Fachkräftemangel, Digitalisierung, KI – die Themen der Zukunft

Auf die Frage, welche Herausforderungen inhabergeführte Hörakustiker in den nächsten Jahren meistern müssen, folgt kein Abgesang, sondern eine differenzierte Analyse. Ganz oben: Fachkräftegewinnung und Mitarbeiterbindung. ProAkustik stellt dafür konkrete Tools bereit – von Vorlagen für Stellenanzeigen bis zu Best-Practice-Beispielen aus dem Netzwerk. Themen wie Wertschätzung, Transparenz und moderne Arbeitskultur spielen dabei eine zentrale Rolle. Gleichzeitig beschäftigt man sich intensiv mit digitalen Prozessen und KI-Anwendungen im Alltag: Von Abrechnungssystemen bis zur intelligenten Kundenansprache – vieles sei im Umbruch, aber auch voller Chancen.

Mit Kay Buchhauser gewinnt ProAkustik einen Geschäftsführer, der Branchenwissen mit Begeisterung, Marktverständnis mit Pragmatismus und strategischen Weitblick mit Bodenhaftung vereint. Er versteht sich nicht als Macher im Alleingang, sondern als jemand, der zuhört, reflektiert – und auf Augenhöhe agiert. Dass er dabei morgens seinen Kaffee noch selbst mahlt und regelmäßig auf dem Gravelbike durchs Land fährt, passt ins Bild: Wer mit eigener Kraft vorankommt, weiß, wie man Strecke macht – auch für andere.

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