Die Hörakustik geht in die Cloud: Nachdem Widex vor kurzem mit seiner Compass Cloud die erste cloudbasierte Anpasssoftware auf den Markt brachte, stellt die HIMSA nun das passende Gegenstück vor: Noah ES ist eine vollständig cloudbasierte Variante der wohlbekannten Noah-Software. Doch was steckt konkret hinter dem Konzept – und ist das System auch für deutsche Betriebe bereits relevant?

Wer Hörsysteme anpasst, kennt die klassische Noah-Software der HIMSA als zentralen Standard für Datenmanagement, Anpassung und Dokumentation. Mit Noah ES geht der dänische Software-Anbieter nun den Schritt in die Cloud – weg vom lokalen Server, hin zu einer webbasierten Plattform. Die Zielsetzung: weniger IT-Aufwand, mehr Flexibilität und ein einheitlicher Zugriff auf Patientendaten – ortsunabhängig und geräteübergreifend.
Was sich zunächst technisch anhört, könnte in der Praxis spürbare Veränderungen für den Arbeitsalltag in Hörakustikbetrieben bedeuten. Doch wie genau funktioniert das neue System? Und wie steht es um Datenschutz, Kompatibilität und die Verfügbarkeit in Deutschland?
Eine Plattform für alle Standorte – zentrale Datenhaltung in der Cloud
Der wichtigste Unterschied zu bisherigen Noah-Versionen: Bei Noah ES liegt die komplette Datenbank zentral in einer Cloud-Umgebung. Dadurch soll es möglich sein, von allen Filialen aus – oder auch im Homeoffice – auf dieselben Kundendaten zuzugreifen. Die Synchronisation über lokale Server oder Drittanbieter-Lösungen entfällt. Auch die klassische IT-Administration (wie etwa Updates, Backups oder Datenwiederherstellungen) wird laut HIMSA durch das Cloud-Modell stark vereinfacht oder vollständig ausgelagert.
Gerade für Filialbetriebe, mobile Dienste oder neugegründete Akustikunternehmen mit flexiblen Strukturen könnte dieses Modell interessant sein.
Noah ES minimiert IT-Aufwand – Konzentration auf Kundenkontakt?
Laut HIMSA entfällt bei Noah ES ein Großteil des technischen Wartungsaufwands. IT-Dienstleister oder interne Lösungen für Datensicherung, Softwarepflege oder Netzwerkintegration seien im Regelfall nicht mehr notwendig. Noah ES läuft komplett webbasiert – ein internetfähiger PC mit Browser genügt, Softwareinstallationen sind nicht erforderlich.
Das klingt nach Entlastung – allerdings hängt der Nutzen in der Praxis stark vom vorhandenen Setup ab: Betriebe mit stabilen lokalen Strukturen und bestehender IT-Betreuung könnten hier weniger Bedarf sehen als mobile oder kleinere Teams, die bewusst auf Flexibilität setzen.
Datenschutz und Sicherheit – auch ein Thema für den deutschen Markt
Ein zentraler Aspekt in Deutschland ist – wenig überraschend – der Datenschutz. HIMSA verweist in ihrer Kommunikation auf hohe Sicherheitsstandards, regelmäßige Sicherungen und die Speicherung in europäischen Rechenzentren. Dennoch stellt sich für viele deutsche Akustiker die Frage, ob Noah ES konform mit der DSGVO betrieben werden kann – und ob beispielsweise auch Datenübertragungen an Drittländer ausgeschlossen sind.
Nach aktuellem Stand ist Noah ES in Deutschland offiziell noch nicht verfügbar. Grund dafür sind unter anderem laufende Abstimmungen zur DSGVO-Kompatibilität sowie mögliche regulatorische Anforderungen, die je nach Bundesland oder Verband variieren können. Laut HIMSA wird jedoch aktiv an einer Lösung für den deutschen Markt gearbeitet. Konkrete Zeitpläne für den Rollout hierzulande sind derzeit noch nicht kommuniziert.
Kostenmodell und Lizenzstruktur – neue Dynamik für kleinere Betriebe?
Ein weiterer Unterschied: Noah ES basiert auf einem Abo-Modell mit monatlicher Zahlung, abhängig von der Anzahl aktiver Benutzer. Für manche Betriebe – insbesondere Start-ups – könnte diese Struktur planbarer und flexibler sein als die klassische Lizenzierung.
Gleichzeitig bedeutet das auch: Für große Unternehmen mit hoher Nutzerzahl kann die neue Lösung im direkten Vergleich kostenintensiver werden. Hier wird sich zeigen, wie sich das Preismodell mittelfristig in der Praxis bewährt.
Noah ES bietet Chancen, wirft aber auch Fragen auf
Mit Noah ES öffnet HIMSA eine neue Tür in der Hörakustik-IT – weg vom Serverraum, hin zu flexibler, cloudbasierter Arbeitsweise. Der mögliche Gewinn an Mobilität, Wartungsfreiheit und Standortunabhängigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings bleiben zentrale Fragen für den deutschen Markt bislang unbeantwortet: Wann ist Noah ES hierzulande verfügbar? Wie genau wird die DSGVO-Konformität umgesetzt? Und wie verhalten sich Nutzungskosten im Vergleich zum aktuellen System?
Für Akustiker, die den Wechsel in Betracht ziehen, lohnt sich der Blick auf die HIMSA-Website oder ein Gespräch mit dem jeweiligen Fachverband – gerade mit Blick auf Datenschutz und Dokumentationspflichten im deutschen Gesundheitssystem. Mehr Informationen zu Noah ES gibt es hier.