Die Frage nach den Auswirkungen möglicher Zollerhöhungen auf die Preise von Hörgeräten in den Vereinigten Staaten beschäftigt derzeit sowohl Fachleute als auch Betroffene. Während Hörgeräte aktuell noch von Zöllen befreit sind, könnten sich diese Bedingungen künftig ändern – mit potenziellen Folgen für den Markt und die Endverbraucherpreise.

Medizinische Hörsysteme bisher zollfrei – doch wie lange noch?
Bislang profitieren Menschen mit Hörverlust in den USA von der Zollfreiheit für entsprechend klassifizierte medizinische Hörgeräte. Diese Regelung hat dabei geholfen, die Kosten für diese Hilfsmittel im Rahmen zu halten. Doch eine Neubewertung der US-Handelspolitik sorgt für Unsicherheit. Die Trump-Regierung hat Anfang April eine 90-tägige Pause für die Einführung neuer Gegenzölle angekündigt, um mit internationalen Partnern, darunter Kanada, Mexiko, China und die EU, individuelle Lösungen auszuhandeln. Diese Frist endet am 8. Juli 2025.
Neue US-Zölle könnten auch Hörgeräte betreffen
Im Rahmen der geplanten Maßnahmen wurden bereits Basistarife von 10 % für Importe außerhalb von Kanada und Mexiko angekündigt, ergänzt durch selektive Zölle von bis zu 25 % auf Produkte wie Stahl, Fahrzeuge und elektronische Bauteile. Erste Maßnahmen gegenüber China umfassen eine effektive Belastung von bis zu 145 % auf bestimmte Importgüter. Auch medizinische Geräte – darunter potenziell Hörgeräte und Implantate – könnten von den neuen Zollregelungen betroffen sein. Eine klare Einordnung liegt jedoch bisher nicht vor.
Preisgünstige OTC-Hörgeräte besonders gefährdet
Insbesondere Over-the-Counter-Hörgeräte (OTC), die häufig in China gefertigt werden, könnten durch die neuen Importbedingungen preislich unter Druck geraten. Da diese Produkte oft über ihren günstigen Preis vermarktet werden, wären prozentuale Preissteigerungen hier besonders spürbar. Verschreibungspflichtige Premium-Geräte, deren Komponenten weltweit bezogen werden – auch aus EU-Ländern wie Dänemark – könnten ebenfalls betroffen sein, wenn ihre Bauteile unter neue Zollregelungen fallen.
Mögliche Preissteigerungen – genaue Auswirkungen noch unklar
Marktbeobachter rechnen je nach Szenario mit möglichen Preissteigerungen im Bereich von 100 bis 200 US-Dollar für bestimmte Geräte. Die genaue Höhe ist jedoch abhängig von der finalen Ausgestaltung der Zölle, von Wechselkursentwicklungen, Herstellermargen sowie von der Wettbewerbssituation im US-Markt. Einige Akustiker könnten versuchen, die Mehrkosten abzufedern, um die Versorgung bezahlbar zu halten.
Inflation als zusätzlicher Kostentreiber bei Hörgeräten
Neben möglichen Zöllen wirkt sich auch die allgemeine Inflation bereits spürbar auf die Kosten medizinischer Produkte aus. Diese Teuerung könnte künftige Preisveränderungen weiter verstärken. Die entscheidende Frage bleibt dabei, ob Hörsysteme im Rahmen des US-Zollrechts eine Ausnahme erhalten. Zwar gibt es bestehende Regelungen wie Kapitel 98 des Harmonized Tariff Schedule oder das Nairobi-Protokoll, die medizinische Hilfsmittel von Zöllen ausnehmen können – doch bisher ist unklar, ob Hörgeräte darunterfallen werden.
Branche bleibt vorsichtig – klare Aussagen derzeit nicht möglich
Branchenvertreter beobachten die Lage aufmerksam. Brandon Sawalich, Vorsitzender der Hearing Industries Association (HIA) und CEO von Starkey, äußerte sich gegenüber HearingTracker zurückhaltend: „Wir befinden uns in einer Phase des Zuhörens und Lernens. Es gibt viele Unbekannte – und es ist noch zu früh für belastbare Aussagen.“
Die Zukunft der Hörgerätepreise hängt nun von den politischen Entscheidungen ab. Die kommenden Wochen dürften dabei entscheidend sein. Solange bleibt die Lage für Hersteller, Hörakustiker und Verbraucher unklar.
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