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200 Jahre Braille-Schrift: Wie sechs Punkte die Welt veränderten

Am 4. Januar feierte die Welt den Welt-Braille-Tag, ein Aktionstag, der an den Erfinder der Blindenschrift, Louis Braille, erinnert. In diesem Jahr hat das Datum eine besondere Bedeutung, denn vor genau 200 Jahren revolutionierte Braille mit seiner genialen Idee die Welt der Blinden und Sehbehinderten. Seine Erfindung war nicht nur ein Durchbruch in der Barrierefreiheit, sondern auch der Schlüssel zu Bildung, Selbstständigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe für Millionen Menschen weltweit.

200 Jahre Braille-Schrift Wie sechs Punkte die Welt veränderten

Vom Nachtschrift-System der Armee zur Revolution für Blinde

Louis Braille wurde 1809 geboren und erblindete im Alter von vier Jahren durch einen Unfall in der Werkstatt seines Vaters. Seine Inspiration fand er in geprägten Buchstaben und einem von der französischen Armee entwickelten Nachtschrift-System. Im Alter von nur 16 Jahren entwickelte er ein System aus sechs tastbaren Punkten, das es blinden Menschen ermöglicht, Buchstaben und Zahlen zu lesen und zu schreiben.

Heute ist die Brailleschrift weltweit etabliert. Sie findet sich nicht nur in Büchern, sondern auch auf Medikamentenverpackungen, Aufzugknöpfen und in modernen Technologien wie Braillezeilen für Computer und Smartphones. Insbesondere in ärmeren Ländern besteht jedoch noch Optimierungsbedarf, was die Verbreitung der Braille-Schrift angeht.

200 Jahre Braille Blen aus Äthiopien
Die achtjährige Blen aus Äthiopien lernt an der CBM-geförderten German Church School die Braille-Schrift.

Ein neues Leben durch Braille: Die Geschichte von Blen aus Äthiopien

Die Geschichte der achtjährigen Blen aus Äthiopien zeigt eindrücklich, wie die Brailleschrift Leben verändern kann. Blen wurde blind geboren und wächst in einer armen Familie auf. Eine Schule zu besuchen war für sie undenkbar, bis sie durch die Unterstützung der Christoffel-Blindenmission (CBM) und die German Church School in Addis Abeba die Blindenschrift lernte.

Laut ihrer Mutter, strahlt Blen heute vor Freude, wenn ihre Finger über die geprägten Punkte gleiten. Durch die inklusive Schulbildung hat Blen nicht nur lesen gelernt, sondern auch Freunde gefunden und Selbstvertrauen gewonnen. Sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Bildung durch Braille blinden Menschen ein Stück Unabhängigkeit zurückgeben kann.

Braille in einer digitalen Welt

200 Jahre nach seiner Erfindung ist die Brailleschrift nicht veraltet, sondern hat sich weiterentwickelt. Digitale Technologien wie Braillezeilen und Sprachsynthese-Systeme ergänzen das klassische Lesen mit den Fingern. „Erst durch eigenes Lesen erschließt sich der volle Sinn des geschriebenen Textes“, heißt es in einer Resolution des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV). Vor allem in Beruf und Bildung bleibt die Beherrschung der Brailleschrift unverzichtbar.

Das Jubiläumsjahr: Von Veranstaltungen bis Wettbewerben

Im Jubiläumsjahr 2025 werden zahlreiche Aktionen organisiert, um Braille zu feiern. Eine virtuelle Veranstaltung am 3. Januar, organisiert von der Mediengemeinschaft Medibus und dem DBSV, beleuchtete bereits die Geschichte und Zukunft der Blindenschrift. Zudem startet eine Initiative der Europäischen Blindenunion (EBU), bei der Menschen kreative Beiträge zu Braille einreichen können. Jeden Monat wird ein herausragender Beitrag ausgezeichnet und auf der Plattform livingbraille.eu veröffentlicht.