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Geheimnis gelüftet: Forscher finden heraus, wie Tinnitus entsteht und entwickeln Medikament

Tinnitus ist weit verbreitet, doch es gibt immer noch keine zuverlässige Therapie – das liegt auch daran, dass lange nicht klar war, wie genau Tinnitus überhaupt entsteht. Doch nun liefert eine neue Studie der Keck School of Medicine, University of Southern California, vielversprechende Erkenntnisse über die Mechanismen hinter dem Ohrgeräusch und eröffnet mögliche neue Therapieansätze.

Geheimnis gelüftet Forscher finden heraus, wie Tinnitus entsteht und entwickeln Medikament

Die Rolle des Gehirns bei der Hörwahrnehmung

Es ist bekannt, dass das Gehirn eine aktive Rolle in der Regulierung der Hörwahrnehmung spielt, insbesondere im Zusammenhang mit Hörverlust. Normalerweise transportieren Nervenfasern in der Cochlea (Hörschnecke) akustische Signale vom Ohr zum Gehirn. Allerdings gibt es auch etwa 5 % der Nervenfasern, die in umgekehrter Richtung verlaufen – vom Gehirn zur Cochlea. Die Funktion dieser sogenannten efferenten Nervenfasern war bislang nicht vollständig verstanden.

Die Wissenschaftler konnten nun mithilfe der optischen Kohärenztomographie (OCT) nachweisen, dass das Gehirn bei Hörverlust die Sensitivität der verbleibenden Haarzellen in der Cochlea erhöht. Diese verstärkte Reaktion könnte die Ursache für das typische Pfeifen oder Rauschen des Tinnitus sein – vergleichbar mit einem übersteuerten Lautsprecher.

Optische Kohärenztomographie als entscheidende Methode

Die Anwendung der OCT-Technologie, die bisher vor allem in der Augenheilkunde zur Diagnose von Erkrankungen wie dem Grünen Star genutzt wurde, war entscheidend für diese Erkenntnisse. Mit dieser Technik konnten Wissenschaftler erstmals dreidimensionale Echtzeitaufnahmen der Cochlea in wachen Versuchstieren erstellen. Diese bildgebenden Verfahren erlauben eine detaillierte Untersuchung der Hörfunktion und könnten zukünftig auch in der klinischen Praxis zur verbesserten Diagnose von Hörstörungen eingesetzt werden.

Tinnitus-Medikament: Neue Therapieansätze durch gezielte Blockade der Nervenbahnen

Basierend auf den aktuellen Erkenntnissen arbeiten die Forscher nun an der Entwicklung neuer Medikamente, die gezielt die überaktiven efferenten Nervenfasern blockieren könnten. Und dies könnte möglicherweise nicht nur Tinnitus-Patienten zugutekommen, sondern auch Menschen mit Hyperakusis, einer Störung, bei der alltägliche Geräusche als unangenehm laut wahrgenommen werden. Die Forschung befindet sich jedoch noch in einem frühen Stadium. Bevor solche Medikamente auf den Markt kommen können, sind weitere klinische Studien erforderlich, um Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.

Die neuen Erkenntnisse könnten langfristig dazu beitragen, die Diagnose und Behandlung von Tinnitus grundlegend zu verbessern. Für HNO-Ärzte, aber auch für Hörakustiker könnten sich dadurch neue Möglichkeiten eröffnen, betroffene Kunden gezielter zu beraten und innovative Therapieansätze zu verfolgen. Die Weiterentwicklung der OCT-Technologie und die damit verbundene verbesserte Diagnostik könnte in Zukunft also vielleicht sogar ein wertvolles Instrument in Zuge der Anpassung von Hörsystemen darstellen.

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