Stürze im Alter sind ein zentrales Thema im Gesundheitswesen und stellen für viele Senioren ein ernstzunehmendes Risiko dar. Neben bekannten Risikofaktoren wie eingeschränkter Mobilität, Sehstörungen oder Gleichgewichtsstörungen rückt zunehmend auch das Gehör in den Fokus der Forschung. Studien und Erfahrungsberichte legen nahe: Gutes Hören kann das Sturzrisiko deutlich senken und Hörgeräte spielen dabei eine wichtige Rolle.

Zusammenhang zwischen Hörverlust und Sturzrisiko
Eine beeinträchtigte Hörfähigkeit kann dazu führen, dass Betroffene Umgebungsgeräusche schlechter wahrnehmen, was wiederum die Orientierung und das Gleichgewicht negativ beeinflusst. Geräusche liefern dem Gehirn wichtige Informationen zur räumlichen Orientierung – fehlen diese, steigt die Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren oder Hindernisse zu übersehen.
Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen belegen den Zusammenhang zwischen Hörverlust und einem erhöhten Sturzrisiko – und zeigen, dass Hörgeräte einen wichtigen Beitrag zur Sturzprävention leisten können. Besonders hervorzuheben ist eine Studie der Johns Hopkins School of Medicine unter Leitung von Dr. Frank Lin: In dieser Untersuchung wurden über 2.000 Erwachsene im Alter von 40 bis 69 Jahren hinsichtlich ihres Hörvermögens und ihrer Sturzerfahrungen befragt. Das Ergebnis: Bereits ein leichter Hörverlust von 25 Dezibel verdreifacht das Risiko, zu stürzen, im Vergleich zu Menschen mit normalem Gehör. Mit jeder weiteren Verschlechterung des Hörvermögens um 10 Dezibel steigt das Sturzrisiko um das 1,4-Fache.
Hörgeräte reduzieren das Sturzrisiko: Ergebnisse der EuroTrak Hörstudie 2022
Hörgeräte können helfen, die auditive Wahrnehmung zu verbessern und so das Gleichgewichtssystem zu entlasten. Durch die Verstärkung von Umgebungsgeräuschen werden Warnsignale wie herannahende Personen oder Fahrzeuge besser erkannt. Auch das Hören der eigenen Schritte oder das Wahrnehmen von Echos im Raum trägt zur besseren Körperkontrolle bei. Die EuroTrak Hörstudie 2022 deutet darauf hin, dass Hörgeräteträger seltener stürzen als Menschen mit unbehandeltem Hörverlust. Sie zeigt, dass sich 71 % der Hörgeräteträger in städtischer Umgebung sicherer fühlen und 66 % angeben, sich seit der Hörgeräteversorgung beim Auto-, E-Bike- und Fahrradfahren sicherer zu fühlen.
Ganzheitliche Beratung stärkt Lebensqualität und reduziert Sturzrisiken
Neben der direkten Verbesserung der Hörleistung wirken sich Hörgeräte auch positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit und das soziale Leben aus. Wer besser hört, nimmt aktiver am Alltag teil, bewegt sich sicherer und bleibt geistig fitter. All diese Faktoren tragen dazu bei, das allgemeine Sturzrisiko zu senken.
Für Hörakustiker ergibt sich daraus eine wichtige Botschaft: Die frühzeitige Versorgung mit Hörsystemen kann nicht nur die Lebensqualität steigern, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Sturzprävention leisten. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen ist daher sinnvoll, um Kunden ganzheitlich zu beraten und ihre Sicherheit im Alltag zu erhöhen.
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