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Labyrinthitis – Wenn das Gleichgewicht aus dem Takt gerät

Manche Krankheitsbilder tragen ihren Namen nicht ohne Grund. So auch die Labyrinthitis – eine entzündliche Erkrankung des Innenohrs, die nicht nur durch ihre Namensgebung auffällt, sondern vor allem durch ihre tückischen Symptome. Plötzlich auftretender Drehschwindel, Hörstörungen und eine beinahe hilflose Orientierungslosigkeit sind für Betroffene kein seltenes Szenario. Nicht selten steht am Anfang ein simpler grippaler Infekt – am Ende dreht sich alles.

Labyrinthitis – Wenn das Gleichgewicht aus dem Takt gerät
Dieses Bild ist KI-generiert.

Was ist Labyrinthitis?

Die Labyrinthitis betrifft den innersten Teil des Ohrs, genauer gesagt das sogenannte Labyrinth – ein Netzwerk aus Bogengängen und Schnecke, das für unser Hör- und Gleichgewichtsempfinden verantwortlich ist. Gerät dieses System aus der Balance, können selbst einfachste Alltagstätigkeiten zur Herausforderung werden. Die Entzündung wird in der Regel durch Viren, seltener durch Bakterien ausgelöst und tritt oftmals infolge eines Infekts der oberen Atemwege auf.

Besonders problematisch: Die Symptome der Labyrinthitis überschneiden sich mit anderen vestibulären Störungen wie Morbus Menière oder dem benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel, was die Diagnose oftmals zu einem echten Ratespiel macht.

Labyrinthitis – Diagnose und Behandlung

Die medizinische Abklärung erfolgt meist durch HNO-Ärzte, begleitet von audiologischen Untersuchungen zur Einschätzung der Hör- und Gleichgewichtsfunktion. In komplizierteren Fällen kann auch bildgebende Diagnostik zum Einsatz kommen, um schwerwiegendere Ursachen auszuschließen.

Die Therapie ist in den meisten Fällen symptomatisch – Medikamente zur Linderung von Schwindel, Übelkeit und Entzündungen stehen im Vordergrund. Bei bakteriellen Ursachen kommen zusätzlich Antibiotika zum Einsatz. Ruhe ist ein entscheidender Bestandteil der Behandlung, denn der Körper benötigt Zeit, um das Gleichgewichtssystem neu zu kalibrieren.

Eine frühzeitige Labyrinthitis-Diagnose ist entscheidend

Ein Aspekt, der in der täglichen Praxis gerne unterschätzt wird, ist die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose. Je länger die Entzündung unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko bleibender Beeinträchtigungen, insbesondere im Bereich des Gehörs. Zwar regeneriert sich das Hörvermögen bei den meisten Patienten vollständig, in einigen Fällen jedoch bleiben Einschränkungen zurück, die eine Versorgung durch Hörakustiker notwendig machen. Auch anhaltender Schwindel kann über die akute Phase hinaus bestehen bleiben – ein Hinweis auf die Relevanz vestibulärer Rehabilitation in der Nachsorge.

Labyrinthitis: Das sollte man vermeiden

Darüber hinaus spielt auch der Lebensstil eine Rolle: Stress, Schlafmangel und ein hoher Konsum stimulierender Substanzen wie Koffein oder Nikotin können den Heilungsverlauf negativ beeinflussen. Hier zeigt sich erneut, dass Erkrankungen des Ohrs längst nicht nur mit dem Hörsinn zu tun haben, sondern tief in andere Bereiche unseres Wohlbefindens hineinwirken.

Labyrinthitis mag eine gut behandelbare Erkrankung sein, aber sie ist alles andere als banal. Für Fachkräfte in der Hörakustik und HNO-Ärzte ist sie vor allem eines: ein vielschichtiges Störungsbild, das gezielte Aufmerksamkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert. Denn ob spontane Drehung oder anhaltendes Rauschen – wenn das Innenohr aus dem Takt gerät, ist schnelles und fundiertes Handeln gefragt. So bleibt die Orientierung nicht auf der Strecke – weder für Patienten noch für Fachleute.