Ein Gamechanger für die Ohren: Die WHO und die ITU setzen mit einem neuen weltweiten Standard ein deutliches Zeichen gegen Hörschäden durch exzessives Gaming. Immerhin spielen 3 Milliarden Menschen weltweit regelmäßig Videospiele – und dabei geht es oft ordentlich zur Sache: knallende Explosionen, donnernde Soundtracks, intensiver Voice-Chat. Doch was für viele nach purer Immersion klingt, kann auf Dauer die Ohren schädigen. Besonders betroffen: junge Menschen.

Neuer WHO-Standard: Sicheres Hören beim Zocken
Ein Viertel der jungen Erwachsenen hat laut WHO bereits ein erhöhtes Risiko für lärmbedingte Hörverluste – und Gamer sind sogar doppelt so häufig von Hochtonverlusten betroffen wie Nicht-Gamer.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Fernmeldeunion (ITU) haben am 20. Mai mit dem „Global Standard for Safe Listening, Video Gameplay and Esports“ eine wegweisende Norm veröffentlicht. Ziel ist es, Nutzerinnen und Nutzer vor schädlichen Schallpegeln zu schützen – ohne ihnen dabei den Spaß am Spiel zu verderben. Denn klar ist: Gaming bleibt ein zentrales Freizeitverhalten der Generationen Z und Alpha. Doch die Soundkulisse darf nicht zur schleichenden Gefahr werden.
Das Besondere an dem neuen Standard: Er fokussiert sowohl auf die Hardware – also Konsolen, PCs, mobile Endgeräte und Kopfhörer – als auch auf die Spiele-Software selbst. Beide Ebenen sollen künftig mit Features ausgestattet werden, die für mehr Hörgesundheit sorgen.
Gaming-Lautstärke: Die wichtigsten Faktoren im Überblick
Die WHO-ITU-Norm ist bewusst als freiwilliger Standard formuliert, bietet aber einen klaren Handlungsrahmen für Hersteller, Entwickler – und auch für präventiv denkende Gesundheitssysteme. Im Mittelpunkt stehen drei zentrale Ziele: Aufklären, Warnen, Schützen.
Für Gaming-Hardware empfiehlt der Standard unter anderem die Integration von Schallexpositions-Messung (Dosimetrie), Warnhinweisen bei hohen Pegeln und automatischen Lautstärkeanpassungen bei Kopfhörerbetrieb. Auch Elternkontrollen und intuitive Lautstärkebegrenzungen gehören zum Paket.
In der Software-Welt sollen Spiele künftig mit Risikohinweisen, differenzierten Lautstärkereglern (für Voice-Chat, Musik, Effekte etc.) und optionalen Soundfeatures wie Tinnitusmaskierung ausgestattet werden. Zudem müssen Spiele auf sichere Nutzung hinweisen – etwa durch Tutorials, Menüs oder Hilfeseiten.
Was noch kommt – und was Hersteller tun sollten
Die WHO setzt bei der Umsetzung auf eine breite Beteiligung: von Gaming-Studios über Gerätehersteller bis hin zu Regierungen und Verbraucherorganisationen. Auch Hörakustiker, insbesondere solche mit technologischem Fokus, könnten künftig Partner bei der Umsetzung sein – zum Beispiel durch Prüfverfahren, Zertifizierungen oder durch Beratung bei der Entwicklung hörfreundlicher Produkte.
Es lohnt sich, den Standard im Original zu studieren, um fundiertes Hintergrundwissen für die Beratung mitzubringen – vor allem, wenn Jugendliche oder Eltern Fragen rund um Gaming und Hörgesundheit haben.
Der neue WHO-Standard ist mehr als nur ein Papiertiger – er ist eine Einladung an die gesamte Audio- und Technikbranche, Gaming endlich mit Gehörschutz zu denken. Nicht zuletzt ist das auch für Hörakustiker eine Chance, sich als moderne, präventiv denkende Gesundheitsdienstleister zu positionieren.