Ein plötzlicher Hörsturz trifft viele Betroffene wie aus dem Nichts: Das Ohr fühlt sich dumpf an, als wäre es in Watte gepackt, begleitet von schrillen Tönen oder Pfeifen. Bisherige Behandlungen, meist mit Kortison, bringen selten nachhaltige Erfolge. Doch ein neues Medikament aus Wien könnte nun Hoffnung schenken: AC102.
Die Entdeckung von AC102
Ein Forschungsteam der MedUni Wien unter der Leitung von Christoph Arnoldner und Hans Rommelspacher von Audio Cure Pharma GmbH hat den Wirkstoff AC102 entwickelt und vielversprechend an Tieren getestet. Der Wirkstoff schützt die empfindlichen Haarsinneszellen und Nerven im Innenohr, die für das Hörvermögen entscheidend sind, vor Entzündungen und dem Absterben.
Die präklinischen Tests zeigten, dass Meerschweinchen, die AC102 erhielten, ihr Resthörvermögen deutlich besser bewahrten als unbehandelte Tiere. Das Medikament wurde als Gel direkt ins Mittelohr verabreicht und brachte das Hörvermögen fast auf Normalniveau zurück.
Einsatzmöglichkeiten über Implantate hinaus
Besonders spannend: AC102 könnte auch bei anderen Hörproblemen, wie dem akuten Hörsturz, eingesetzt werden. Studienleiter Arnoldner erklärt: „Die bisherigen Behandlungen mit Kortison zeigen oft keine Wirkung. AC102 könnte erstmals eine gezielte und erfolgreiche Therapie ermöglichen.“ Denn sowohl beim Hörsturz als auch beim altersbedingten Hörverlust spielen entzündliche Prozesse eine zentrale Rolle. Genau hier setzt der neue Wirkstoff an.
Erste Studien am Menschen
Die bisherigen Tierversuche und erste Sicherheitsstudien mit Menschen verliefen erfolgreich. Derzeit läuft eine Phase-II-Studie, die den Einsatz von AC102 bei Patienten mit Hörsturz untersucht. Interessierte können sich beispielsweise am Universitätsklinikum Jena für die Teilnahme melden.
Warum AC102 ein Meilenstein sein könnte
Hörverlust ist ein global wachsendes Problem, das nicht nur ältere Menschen betrifft, sondern auch durch Lärmbelastung und Stress immer häufiger wird. Cochlea-Implantate können das Gehör zwar bis zu einem gewissen Grad wiederherstellen, jedoch auf Kosten des Resthörvermögens. AC102 bietet erstmals die Möglichkeit, dieses Resthörvermögen zu schützen – und damit eine bessere Lebensqualität zu gewährleisten. Zudem zeigt die Forschung, dass AC102 die Schwachstellen der bisherigen Behandlungen, wie die begrenzte Wirksamkeit von Kortison, überwindet.
Die laufenden klinischen Studien geben Anlass zur Hoffnung, dass AC102 schon bald als Therapieoption für akuten Hörsturz und andere Hörprobleme verfügbar sein könnte. Sollte sich die Wirkung bestätigen, könnte dieser Wirkstoff die Behandlung von Hörverlust revolutionieren und Millionen Menschen weltweit helfen.
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