Hörverlust betrifft weltweit Millionen von Menschen – sei es durch häufig auftretende altersbedingte Veränderungen des Gehörs oder durch seltenere Störungen wie die Auditorische Neuropathie, bei der die Nervenverbindungen im Innenohr beschädigt sind. Einige Behandlungsmöglichkeiten, welche die Regeneration der geschädigten Nervenzellen ermöglichen, werden bereits klinisch getestet. Jedoch sind diese beim Menschen nur schwer umsetzbar, da der Hörnerv tief im Schädel sitzt. Eine neue chirurgische Technik, entwickelt von Rinri Therapeutics, einem Spin-off der Universität Sheffield, ebnet hierfür nun den Weg.
Image by Karin Lodin. Credit: Li, H. et al. (2024)
Minimalinvasive Technik zur Wiederherstellung des Gehörs
Die von Rinri Therapeutics entwickelte Methode hat das Potenzial, ebnet den Weg für die gentherapeutische Regeneration des Gehörs. Sie ermöglicht eine minimalinvasive Behandlung, durch die man das Medikament direkt zum Hörnerv transportieren kann – und das ganz ohne die invasiven Eingriffe, die bisher notwendig waren. Diese neue Technik wird eine zentrale Rolle in den ersten klinischen Studien des Unternehmens spielen, bei denen das Hauptprodukt Rincell-1 zum Einsatz kommt, das in der Lage ist, Haarzellen zu regenerieren. Die Studien sollen bereits im kommenden Jahr beginnen.
Die Herausforderung: Schäden an den Nervenzellen im Innenohr
Hörverlust tritt häufig auf, wenn die Haarzellen im Innenohr, die für die Übertragung von Schallwellen an das Gehirn verantwortlich sind, beschädigt oder zerstört werden. Besonders bei Erkrankungen wie der altersbedingten Schwerhörigkeit, bei der die Übertragungen zwischen Innenohr und Gehirn gestört sind, führt diese Schädigung zu erheblichen Beeinträchtigungen. Für betroffene Menschen ist das Verstehen von Sprache, insbesondere in lauten Umgebungen, eine enorme Herausforderung. Bisher gibt es keine zugelassenen, praktikablen Behandlungen, um diese beschädigten Nerven wiederherzustellen.
Eine sichere und vielversprechende Lösung
Die Innovation von Rinri Therapeutics liegt in der Entwicklung eines chirurgischen Zugangs, der es ermöglicht, direkt auf den Hörnerv zuzugreifen – durch ein sogenanntes „rundes Fenster“ im Innenohr. Diese natürliche Öffnung im Ohr bietet einen sicheren Zugangspunkt, um das Medikament zu injizieren, das die Regeneration der Nervenverbindungen unterstützen kann. Die Studie, die kürzlich in Scientific Reports veröffentlicht wurde, beschreibt diesen neuartigen Zugang und hebt hervor, wie er die Notwendigkeit von hochinvasiven Schädeloperationen überflüssig macht.
Prof. Marcelo Rivolta von der Universität Sheffield betont: „Diese Arbeit stellt einen fantastischen Durchbruch dar und legt den Grundstein für unsere kommenden klinischen Studien zur Behandlung von neuralem Hörverlust.“
Rincell-1: Regenerative Zelltherapie für das Ohr
Rincell-1, das Hauptprodukt von Rinri Therapeutics, nutzt regenerative Zelltherapien, die durch die OSPREY™-Plattform des Unternehmens entwickelt wurden. Ziel dieser Therapie ist es, die Nervenverbindungen zwischen Innenohr und Gehirn wiederherzustellen und so unter anderem schwerwiegende Formen des altersbedingten Hörverlusts zu behandeln. Erste präklinische Tests haben bereits die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung gezeigt – ein vielversprechender Schritt auf dem Weg zu den ersten menschlichen Studien.
Dr. Simon Chandler, CEO von Rinri Therapeutics, erklärt: „Der neu entwickelte Zugang zum Hörnerv durch das runde Fenster macht es erst möglich, transformierende Zelltherapien wie Rincell-1 zu verabreichen. Wir sind begeistert, dass die ersten klinischen Studien für unser Produkt 2025 beginnen und damit das Potenzial haben, das Leben von Menschen mit neuralem Hörverlust zu verändern.“
