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Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Hörverlust: Neue Erkenntnisse im Überblick

Ein aktueller Bericht der US-amerikanischen Informationsplattform Healthy Hearing beleuchtet mögliche Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Hörverlust. Die Auswertung wissenschaftlicher Studien und ärztlicher Beobachtungen legt nahe, dass der Konsum von Alkohol das Risiko für bestimmte Formen von Hörminderungen beeinflussen könnte. Besonders im beruflichen Kontext von Hörakustikern bietet dieses Thema relevante Anknüpfungspunkte für Beratung und Prävention.

Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Hörverlust: Neue Erkenntnisse im Überblick
Bildquelle: © Adam Wilson / Unsplash

Auswirkungen von Alkohol auf das zentrale Hörverarbeitungssystem – Langfristiger Konsum als möglicher Risikofaktor

Ein zentrales Ergebnis der Studien: Alkohol kann nicht nur peripher, also auf die Funktion des Innenohrs, sondern auch zentral – auf die Verarbeitung von Hörreizen im Gehirn – einwirken. Kurzfristiger Alkoholkonsum beeinträchtigt laut Forschungsergebnissen insbesondere das Sprachverstehen, indem er die Verarbeitung akustischer Signale im auditorischen Kortex verlangsamt. Dieser Effekt scheint unabhängig vom tatsächlichen Hörvermögen des Innenohrs zu sein und könnte erklären, warum Menschen unter Alkoholeinfluss Schwierigkeiten haben, Gesprächen zu folgen – insbesondere in lauter Umgebung.

Langfristiger, chronischer Alkoholkonsum wird mit potenziellen strukturellen Veränderungen im zentralen Nervensystem in Verbindung gebracht. In einzelnen Studien konnten Veränderungen im Hirngewebe sowie eine verminderte Durchblutung im auditorischen System nachgewiesen werden. Einige Forschende vermuten, dass diese Veränderungen zur Entwicklung einer dauerhaften zentralen auditorischen Verarbeitungsstörung beitragen könnten – unabhängig von der Funktion der Cochlea.

Darüber hinaus wird diskutiert, ob exzessiver Alkoholkonsum auch das Innenohr selbst schädigen kann. Eine Theorie besagt, dass Alkohol durch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System die Durchblutung der Cochlea beeinträchtigen könnte, was langfristig zu sensorineuralem Hörverlust führen kann. Allerdings ist die aktuelle Studienlage zu direkten pathophysiologischen Veränderungen im Innenohr durch Alkohol begrenzt und lässt keine abschließenden Schlüsse zu.

Bedeutung für Prävention und Beratung in der Hörakustik

Für die Arbeit in der Hörakustik bedeutet diese Forschung keine direkte Handlungsanweisung, aber sie bietet neue Perspektiven für die Aufklärung und ganzheitliche Beratung von Kunden. Besonders bei Personen, die über Hörprobleme berichten, ohne dass audiometrisch ein signifikanter Hörverlust nachweisbar ist, könnten Hinweise auf Konsumverhalten eine ergänzende Rolle in der Anamnese spielen.

Die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Hörverarbeitung sind komplex und wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Während kurzfristige Auswirkungen als gut belegt gelten, bedarf es weiterer Langzeitstudien, um den Einfluss chronischen Konsums auf die Hörfunktion fundiert zu bewerten. Für Fachkräfte der Hörakustik bietet das Thema dennoch Anlass, sensibel für mögliche Lebensstilfaktoren zu sein, die das Hören beeinflussen könnten.

M M Popelka et al. (2000), “Moderate alcohol consumption and hearing loss: a protective effect” 

Tahwinder Upile et al. (2007), “The acute effects of alcohol on auditory thresholds

Jin-A Park et al. (2019), “Hazardous Alcohol Consumption and the Risk of Hearing Impairment in Adults Based on the Korean National Health and Nutrition Survey: A Retrospective Study

Debbie Clason & Emily Ostrowski (2025), “Drinking and hearing loss – How heavy drinking damages hearing and leads to tinnitus“, [Healthy Hearing Artikel vom 28.5.2025]

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