Seit April bietet Audia auch Ohrpasstücke aus Titan an. Der Otoplastikhersteller stellt diese in seiner thüringischen Heimat Sömmerda bei Erfurt her – ganz im Sinne von „Made in Germany“. In den vergangenen Monaten konnte er schon vielfach positive Resonanz einfangen – und das spornt an: Zum EUHA-Kongress werden erstmalig C-Shell-Otoplastiken aus Titan aufgenommen sowie sieben verschiedene Farben präsentiert.
Phonak macht aktuell mit seiner neuen Infinio-Plattform von sich Reden. Und Audia startet derzeit mit Titan als Otoplastik-Material durch. Die Top-Produkte der beiden Sonova-Abkömmlinge zu kombinieren, das sei das Non-Plus-Ultra, sagt Audia-Marketing Managerin Natascha Wicht. Bei der vergangenen Roadshow habe man den Teilnehmern daher das neue Phonak Infinio samt Titan-Ohrpassstücke zum Testen mitgegeben. „Da haben wir einen ziemlichen Aufschwung bekommen“, so Natascha Wicht über die nachfolgenden Bestelleingänge.
Nachdem Audia im April mit dem Vertrieb von Titan-Otoplastiken begonnen hat, hat sich einiges getan: Einen Anteil von fünf Prozent macht das Material Titan mittlerweile aus – das nächste Ziel sind zehn Prozent. Zum EUHA-Kongress in Hannover wird es daher Neuigkeiten geben, von welchen man sich weiteren Aufschwung erhofft.
Titan-Neuigkeiten von Audia: C-Shells und Farben
Mit einer geringen Wandstärke von 0,4 Millimetern können die Titan-Otoplastiken nun auch als C-Shells angefertigt werden – und damit noch kleiner gebaut werden. Die Audia Titan-C-Shells sind auch mit den neuen Außenhörersystemen der Infinio-Hörsysteme kompatibel.
Ebenfalls neu bei Audia ist die Möglichkeit, die Titan-Otoplastiken einzufärben – ein hochinteressantes Verfahren. Dabei werden die Stücke in ein elektrolytisches Bad getaucht und unter elektrische Spannung gesetzt, wodurch sie zu oxidieren beginnen. Thomas Mehlhose, Mitarbeiter Projects / Engineering bei Audia, erklärt: „Eigentlich wird das Material gar nicht wirklich eingefärbt. Man trägt beim Anodisieren eine definierte Oxidschicht auf der Titan-Otoplastik auf – je dicker die Schicht, desto unterschiedlicher wird das Licht gebrochen. Und dadurch entsteht der Eindruck einer anderen Farbe.“
Je höher die elektrische Spannung, desto mehr verändert sich die optische Farbwahrnehmung – beginnend von Bräunlich, Violett über Blau- und Gelbtöne bis hin zu Grün. Der Vorgang des Anodisierens dauert nur etwa eine Minute. „Alle Farben sind dabei leider nicht möglich“, erklärt Thomas Mehlhose. „Rot bekommen wir zum Beispiel nicht hin.“ Trotzdem hat Audia insgesamt sieben Farbtöne im Sortiment. „Die Optik muss man natürlich mögen: Die einzelnen Farbtöne sind speziell und ebenso der Metallic-Look.“
In drei Tagen zur Titan-Otoplastik
Besonders stolz ist Audia auf die Durchlaufzeit. Vom Einsenden des Scans bis zur fertigen Otoplastik dauert es nur drei Tage – manchmal sogar weniger. Thomas Mehlhose erklärt, wie eine solch schnelle Fertigung gelingt: „Wenn der Abdruck oder Scan eingegangen ist, wird noch am selben Tag die Produktion gestartet. Einen großen Einfluss auf die Durchlaufzeit hat aber auch die Wahl des richtigen 3D-Druckers“, so Thomas Mehlhose.
Audia verwendet das sogenannte SLM-Verfahren, was für Selective Laser Melting steht. Dabei wird das Titan in Pulverform durch einen Hochleistungslaser schichtweise verschmolzen, bis daraus nach und nach die Otoplastik entsteht. Audia hat sich bewusst für ein kleineres Modell des Druckers entschieden. „Dadurch müssen wir nicht warten, bis sich eine große Menge an Aufträgen angesammelt hat. 40 Otoplastiken können wir in einem Vorgang drucken – wir können aber auch schon mit nur 15 Stück starten“, so Thomas Mehlhose. Bei einem größeren Drucker müsse man deutlich mehr Aufträge abwarten, damit sich der Vorgang rentiere. „Der Prozess ist sonst zu teuer.“
Audia mit Expansionsbestrebungen
Einen Boom erfuhren Audia bei alledem nicht nur aufgrund der erwähnten Phonak-Roadshow. Auch die direkte Zusammenarbeit mit Geers bescherte Audia eine rege Auftragslage in jüngerer Vergangenheit. „40 bis 50 Titan-Otoplastiken fertigen wir mitunter deshalb pro Tag“, so Thomas Mehlhose.
Deutschland ist mit Abstand Audias größter Markt – aber dabei muss es nicht bleiben, wie Natascha Wicht findet: „Wir versuchen natürlich auch im Ausland stärker zu werden, wir haben zum Beispiel bereits große Abnehmer in Dänemark.“ Expansionsbestrebungen hat man jedoch zunächst hauptsächlich im europäischen Markt. „Immerhin sind Otoplastiken Medizinprodukte, da gibt es außerhalb von Europa teilweise andere Regularien. Und auch die Versandwege sind nicht zu unterschätzen.“
Die nächste Etappe heißt jedoch erst einmal EUHA-Kongress, wo vor allem diejenigen Besucher viele Überraschungen erleben werden, die Audia noch mit ihrem letztjährigen Stand in Erinnerung haben. Schließlich hat Titan damals noch gar keine Rolle gespielt – ein Thema, auf dem in diesem Jahr ganz sicher der Hauptfokus liegen wird.