Die renommierte Forschungsinstitution National Acoustic Laboratories (NAL) hat die AirPods Pro 2 einer umfassenden akustischen Analyse unterzogen – mit Fokus auf die Hörunterstützungsfunktionen. Der Blick auf Apples Consumer-Tech offenbart interessante Schnittmengen mit der klassischen Hörsystemversorgung.

Mit dem Markteintritt von OTC-Hörlösungen und hörunterstützenden Funktionen in Alltagsgeräten wächst auch das Interesse der Fachwelt: Können Produkte wie die AirPods Pro 2 eine ernstzunehmende Ergänzung oder gar Alternative im Low-Gain-Segment darstellen? Die jüngst veröffentlichte Studie der australischen Forschungsinstitution NAL, erschienen im Hearing Review, liefert hierzu neue Erkenntnisse – insbesondere im Hinblick auf die Verstärkungsleistung, das Beamforming und die Streaming-Funktionalität der AirPods Pro 2.
Hörgerätefunktionen im Fokus: Apples Conversation Boost
Apple hat seine AirPods Pro 2 mit Funktionen ausgestattet, die über reine Klangoptimierung hinausgehen. Im Zentrum der Untersuchung stand dabei unter anderem die sogenannte „Live-Listen“-Funktion – eine Form der ambienten Verstärkung – sowie der „Conversation Boost“, der mittels Richtmikrofontechnik (Beamforming) gezielt Sprache im Störgeräusch hervorheben soll. Beide Features lassen sich über die iOS-Zugänglichkeitseinstellungen aktivieren und individuell anpassen.
NAL misst Insertion Gain und Streaming-Verhalten
Die Forscherinnen und Forscher der NAL analysierten unter kontrollierten Bedingungen die Verstärkung von Umgebungsgeräuschen – also den Insertion Gain – bei unterschiedlichen Frequenzen. Dabei wurde deutlich: Im Vergleich zu klassischen Hörsystemen liegt die Verstärkungsleistung der AirPods Pro 2 eher im moderaten Bereich und orientiert sich an milden bis leichten Hörverlustprofilen. Dennoch zeigt sich eine bemerkenswerte Differenzierung in der Verstärkungscharakteristik, abhängig von der gewählten Einstellung.
Ein weiterer Untersuchungsbereich war das Verhalten beim Medien-Streaming. Auch hier lieferten die AirPods Pro 2 differenzierte Pegel, wobei keine automatische Anpassung an individuelle Hörprofile erfolgte – ein klarer Unterschied zu modernen Hörsystemen mit personalisierter Audiologie.
Beamforming als Sprachverbesserer im Alltag?
Der Conversation Boost nutzt Beamforming-Technologie, um Sprache gezielt zu verstärken. Die NAL-Studie zeigt, dass diese Funktion vor allem bei frontaler Sprachquelle und ruhiger Umgebung Vorteile bietet. In komplexeren Hörsituationen, etwa bei diffusem Störlärm, stößt die Technologie jedoch an Grenzen – was im professionellen Kontext ein bekanntes Phänomen ist.
Fazit: Ergänzung, kein Ersatz
Die Ergebnisse der NAL-Studie unterstreichen, dass AirPods Pro 2 mit aktivierten Hörunterstützungsfunktionen durchaus als niederschwellige Hörhilfe genutzt werden können – etwa zur temporären Unterstützung bei leichten Hörminderungen oder zur Gesprächsverbesserung in ruhiger Umgebung. Für die qualitätsgesicherte, audiologisch fundierte Versorgung bleiben sie jedoch klar im Bereich der Ergänzung angesiedelt.
Für Hörakustiker ergibt sich daraus ein spannendes Feld: Die wachsende Schnittmenge zwischen Unterhaltungselektronik und Hörversorgung erfordert nicht nur ein genaues Verständnis der technologischen Möglichkeiten, sondern auch neue Beratungskompetenzen – gerade im Hinblick auf Kunden, die erstmals Berührung mit hörunterstützender Technik suchen.
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