Geht dem Im-Ohr-Markt die Luft aus?
Sie galten lange als Türöffner und Werkzeug zur Differenzierung: „Der Maßanzug für Ihre Ohren“ oder „Handwerkskunst aus Meisterhand“. Super diskret, „nahezu unsichtbar“ und natürliches Hören. Doch die letzten Innovationen und Produkteinführungen drehten sich vor allem um RIC-Hörsysteme im Einstiegssegment oder auch im Instant-Fit Lösungen. Bleiben IdOs langfristig auf der Strecke?
In den USA, dem Land, das traditionell einen hohen IdO-Marktanteil verzeichnete, lässt sich diese Entwicklung schon seit Jahren beobachten. Dokumentierte die HIA (Hearing Industries Association) vor fünf Jahren noch einen Umsatzanteil für IdOs von knapp 20%, waren es im letzten Jahr nur noch 13%. Und das, obwohl der Hörgerätegesamtumsatz in den USA über die Jahre bis 2020 konsequent zwischen sechs und acht Prozent gewachsen ist. Wie auch in Deutschland verzeichnete in den USA das RIC- und RITE Segment stetiges Wachstum auf zuletzt 80% am Gesamtumsatz.
Innovationen vor allem bei RIC
Offenkundig: Bei den Herstellern standen Komfort-Features wie Bluetooth und vor allem Li-Ionen-Akkus auf der Entwicklungsagenda. Bluetooth und Akkus wurden meist verbaut in kleinen RICs, die sowieso schon ein Höchstmaß an Unauffälligkeit bieten und fast schon bei jeder Marke im Einstiegssegment zu finden sind. Das treibt die Distribution und Beliebtheit der RICs an. Auch zu Ungunsten der IdOs?
IdO Neuheiten in Deutschland
Die letzten große Neuheitenwelle der Im-Ohr-Modelle ist schon zwei Jahre her: Im-Ohr-Hörsysteme mit Bluetooth waren zum Kongress 2018 ein Thema, nachdem 2015 ReSound und Starkey erste Lösungen vorstellten. Konstruktionsbedingt (BT Antenne, Komponenten und 312er Batterie) musste man auf die Gehörgangsbauformen ITC und ITE ausweichen. Modelle wie Signia Insio Nx, Audio Service Ida BT, Oticon Opn IdO und das Bernafon Zerena IdO folgten diesem Trend.
Das Phonak VirtoTM M-312 Black kam Anfang 2020 als weltweit erstes Im-Ohr-Hörgerät, das direkt von iOS, Android oder praktisch jedem anderen Bluetooth-fähigen Audiogerät gekoppelt werden konnte. Wiederaufladbar wurde es dann im Sommer 2020 mit dem Starkey Livio Edge AI ITC R, mit neuartiger Finger-Tip-Bedienung, Sprachassistent und Bluetooth inklusive.
Neuheit 2021: Ilea aus Löhne & IdOs im Einstiegssegment
Und zuletzt zog Audio Service mit dem neuen Ilea nach. Die neue Faceplate macht es möglich: kraftvolle 312er Batterie und wahlweise mit zwei Mikrofonen.
Außerdem: Sämtliche IdO-Modelle mit G5-Technologie sind nun auch in den Tech Level 6 und 4 verfügbar. Das tune Anpasskonzept lässt den Kunden mit einer Schale mehrere Leistungsklassen direkt vergleichen.
Der IdO Markt „Made in Germany“
Insgesamt betrachet haben Hörakustik-Fachgeschäfte eine recht große und bedarfsgerechte Auswahl. Werbewirksam lassen sich IdO mit dem Atelier-Konzept von Audio Service umsetzen. Die Im-Ohr-Fertigung hat auf dem deutschen Markt schließlich Tradition: Jahrzehntelange Erfahrung und Präzision. Auch das Bernafon-Team setzt mit dieser Expertise konsequent auf die gleichnamige Manufaktur: Unikate mit Passformgarantie und Made in Germany.
Kurzum: Bluetooth und Li-Ionen müssen bei den IdOs so selbstverständlich werden wie bei den RIC-Modellen. Der IdO-Marktanteil ist in Deutschland alles andere als sinkend. Im Gegenteil: Er war im letzten Jahr mit etwas mehr 10%1 Umsatzanteil ähnlich stabil wie in den letzten Jahren. Maßgefertigte IdOs waren und sind ein Garant für einen hohen Durchschnittspreis. Viele Kunden schätzen den individuellen Touch und Komfort dieser Hörgerätebauform. Insofern ist IdO nicht unbedingt preissensitiv.
1GFK Handelspanel 2019, Jan 2021
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