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Hörgeräte-Studie: Selbstanpassung über App ähnlich gut wie professionelle Anpassung

2022 wurde in den USA ein Gesetz verabschiedet, das den Verkauf rezeptfreier Hörgeräte erlaubt, die oft deutlich günstiger sind als deren verschreibungspflichtigen Pendants. Um die in den USA anfallenden Kosten für die Anpassung zu sparen, besitzen diese Over-the-Counter-Hörgeräte häufig eine App, über die man die Hörgeräte selbst anpassen kann. Und eine Studie zeigt nun: Im Vergleich zur professionellen Anpassung schneiden die selbstangepassten Hörgeräte nicht unbedingt schlechter ab.

Hörgeräte-Studie: Selbstanpassung über App ähnlich gut wie professionelle Anpassung

Die Studie im Detail

Die südafrikanische Wissenschaftlerin Karina De Sousa und ihr Team führten eine Studie mit 64 Erwachsenen durch, die auf beiden Ohren Hörprobleme hatten. Die Probanden wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Beide erhielten das OTC-Hörgerät Lexie Lumen. Die eine Gruppe sollte die zugehörige Smartphone-App downloaden und sich die Hörgeärte selbst anpassen – zwei Drittel dieser Personen hatten noch nie zuvor ein Hörgerät benutzt. Die andere Gruppe wurde von geschulten Audiologen betreut, die die gleichen Hörgeräte professionell anpassten. In dieser Gruppe hatten 80 Prozent der Teilnehmer keine vorherige Erfahrung mit Hörgeräten.

Kaum Nachanpassungen bei selbstangepassten Hörgeräten

Nach zwei Wochen gab es bei Bedarf eine Nachjustierung oder Unterstützung durch ein Call Center. Interessanterweise benötigten in der Gruppe mit den selbstanpassbaren OTCs nur zwei Personen eine Nachjustierung, während in der Gruppe mit den professionell angepassten Hörgeräten fast zwei Drittel der Teilnehmer eine Nachanpassung verlangten.

Ergebnisse und Zufriedenheit

Die Probanden wurden vor dem Experiment, nach zwei und nach vier Wochen getestet. Hierbei wurden unter anderem das Sprachverständnis bei Hintergrundgeräuschen und das allgemeine Hörvermögen überprüft. Die Ergebnisse nach sechs Wochen zeigten, dass die Zufriedenheit in beiden Gruppen etwa gleich hoch war. Auch das Hörvermögen war ähnlich, wobei die Unterschiede als klinisch nicht bedeutungsvoll eingestuft wurden. Dies legt nahe, dass diejenigen, die sich die Hörgeräte selbstangepasst haben keine nennenswerten Einbuße erfuhren.

Kritik an der Studie

Obwohl die sechs Wochen Beobachtungszeit vielversprechende Ergebnisse lieferten, betont De Sousa die Notwendigkeit einer längeren Beobachtungszeit. Sie plant, die Teilnehmer nach sechs bis acht Monaten erneut zu untersuchen, um belastbarere Aussagen treffen zu können. Zudem weist sie darauf hin, dass selbst angepasste Hörgeräte nicht für alle Arten von Hörverlust geeignet sind.

Ein Punkt, der bei der Bewertung dieser Studie beachtet werden muss, ist außerdem die finanzielle Unterstützung durch den Hersteller. De Sousa und zwei weitere Studienautoren erhielten finanzielle Mittel vom Hersteller, der auch die Hörgeräte und Software für die Studie bereitstellte. Die Studienverantwortlichen betonen jedoch, dass der Hersteller keinen Einfluss auf die Studienergebnisse hatte.

Nichtsdestotrotz zeigt die Studie von Karina De Sousa, dass das Label „selbstanpassbar“ nicht unbedingt ein Nachteil gegenüber der professionellen Anpassung sein muss. Gerade in Ländern ohne Unterstützung der Krankenkassen könnten selbstanpassbare Hörgeräte durchaus eine Alternative darstellen. Zur Studie geht es hier.