Cochlear und Medizinische Hochschule Hannover (MHH) informierten Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil sowie zahlreiche Medien.
Gastbeitrag von Martin Schaarschmidt
1984 versorgte der Hör-Pionier Professor Ernst Lehnhardt (1924 – 2011) an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erstmals vier Patienten mit einem Nucleus Cochlea-Implantat von Cochlear. Bald darauf begann er mit der CI-Versorgung gehörloser Kinder. Das Cochlea-Implantat hatte das Stadium der experimentellen Medizin verlassen und es begann die Etablierung jener bahnbrechenden Therapie, die mittlerweile seit Jahrzehnten in erfahrenen Kliniken als Routine-Eingriff gilt. Der Siegeszug des CI durch Deutschland und Europa begann damals in Hannover und das 40-jährige Jubiläum wird uns 2024 vielfältig begegnen. Zahlreiche Aktivitäten sind geplant – etwa auch von Seiten der Deutschen Cochlea-Implantat-Gesellschaft (DCIG) und den ihr angeschlossenen regionalen Organisationen.
Als Auftakt zum CI-Jahr 2024 organisierten am 18. Januar Cochlear Deutschland und die MHH eine sehr gut besuchte Presseveranstaltung im Cochlear Experience Center in Hannover. Zahlreiche regionale sowie Fachmedien waren vor Ort. Zu den Ehrengästen der Veranstaltung zählte insbesondere Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen. Ebenfalls zugegen war Nils Meyer, Projektleiter der Hörregion Hannover. Die MHH und Cochlear sind langjährige Partner der Hörregion.
Die geladenen Gäste erhielten Einblick in die Anfangsjahre sowie in die zukünftige Entwicklung der CI-Therapie. Sylwia Swiston, Mitarbeiterin von Cochlear und selbst langjährige CI-Trägerin, führte die Besucher durch das Cochlear Experience Center und beantwortete insbesondere die Fragen von Stephan Weil, der sich als äußerst hör-interessierter Landesvater erwies und für den das Thema CI keinesfalls Neuland war.
Einblicke in ihr Leben mit der Innenohrprothese gaben mehrere Cochlear Hörpaten, unter ihnen auch Alexander Bley, der 1991 im Alter von 13 Monaten als weltweit jüngstes Kind ein Cochlea-Implantat erhielt: „Ein Leben ohne das Cochlea-Implantat kann ich mir kaum vorstellen“, so der heutige Ingenieur und erfolgreiche Spitzensportler. „Ich bin sehr froh, dass ich hören kann. Viele andere Eltern gehörloser Kinder sind in der gleichen Situation wie meine Eltern damals. Ich will ihnen und allen Menschen zeigen, dass es sich lohnt, ein Cochlea-Implantat sowie die nötige Förderung zu erhalten.“
Über 40 Jahre Cochlea-Implantat-Technologie in Deutschland informierte Prof. Prof. h. c. Dr. med. Thomas Lenarz, Direktor der HNO-Klinik und des Deutschen HörZentrums der Medizinischen Hochschule Hannover, in einem Impulsvortrag: „Ob bei der CI-Indikation oder bei Therapie und Nachsorge – hier in Hannover wurden ab Mitte der 1980-er Jahre Benchmarks gesetzt, die wir in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt haben“, so der international renommierte CI-Spezialist, der die Leitung der HNO-Klinik der MHH 1993 von Ernst Lehnhardt übernommen hatte.
Abschließend bot Sebastian Salomon, Sales Director von Cochlear Deutschland, Einblick in Forschung und Entwicklung des Weltmarktführers für Hörimplantate, dessen Medizinprodukte Mitte der 1980-er Jahre den Beginn der CI-Therapie ermöglichten. Janine Dersch, Market Access Manager und Mitglied im Kuratorium der Hörregion, würdigte das Engagement der Politik für das wichtige Thema Hörrehabilitation am Standort. Zugleich nahmen beide die Veranstaltung zum Anlass, um mit Unterstützung der versammelten Medienvertreter einmal mehr aufzuklären: „Das Cochlea-Implantat verhilft Menschen seit vier Jahrzehnten zu deutlich mehr Lebensqualität“, so Sebastian Salomon. „Dennoch bestehen nach wie vor große Wissenslücken. Sehr viele Betroffene, die erheblich vom CI profitieren könnten, finden nicht bzw. viel zu spät Zugang zur Therapie. Hier Barrieren abzubauen, ist eine wichtige Aufgabe, die wir nur gemeinsam meistern können. Da sind alle an der Hörversorgung beteiligten Berufe und Institutionen gefordert, ebenso die Interessenvertretungen der Patienten sowie Politik und Gesellschaft.“
Ein Appell, der auch bei Stephan Weil auf offene Ohren traf: „Es ist beeindruckend, welch enormes Plus an Kommunikation und Lebensqualität die CI-Therapie gehörlos geborenen Kindern sowie schwerhörigen Menschen jeden Alters eröffnen kann“, so der Ministerpräsident. „Hannover war der Ausgangspunkt dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte für Deutschland und ganz Europa. Akteure unserer Hörregion prägten und prägen die weltweite Forschung und die Entwicklung der CI-Therapie maßgeblich. Das alles erfüllt uns mit Stolz und ist zugleich Verpflichtung. Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass jeder schwerhörige Mensch die für ihn optimale Hörversorgung erhalten kann.“