Eine dänische Studie hat untersucht, wie lange es dauert, sich an neue Hörgeräte zu gewöhnen. Sie wurde an den Abteilungen für Audiologie der Universitätskliniken in Odense und Aalborg durchgeführt, wo die Daten von 690 Hörgerätenutzern analysiert wurden. Die Ergebnisse wurden anhand von Selbstberichten und Fragebögen zur Hörgeräterfahrung ausgewertet – und liefert letztendlich Hinweise, wie Hörakustiker ihr Anpassungs-Vorgehen optimieren könnten.
Studie liefert Tipps für Hörakustiker
Die ideale Hörgeräteanpassung gibt es nicht – nicht ohne Grund gibt es viele unterschiedliche Anpasskonzepte, die alle ihre Berechtigung haben. Dennoch lassen sich aus dieser Studie Vorgehensweisen herausarbeiten, die eher zu einem positiven Ergebnis führen könnten.
Die vielen verschiedenen Schritte würden es nämlich dem Kunden erschweren, sich an die neuen Hörgeräte zu gewöhnen: Nutzer müssten sich an die veränderte Klangwahrnehmung, die physische Passform der Hörgeräte, die Handhabung (z.B. richtiges Tragen oder Batteriewechsel), die Pflege (Reinigung und Reparaturen) und den psychologischen Aspekt der Veränderung gewöhnen. Dies könne besonders für Erstnutzer herausfordernd sein. Auch neue Klangwahrnehmungen könnten vor allem für Erstnutzer irritierend sein. Und praktische Probleme im Umgang mit Hörgeräten könnten ebenfalls die Gewöhnung beeinflussen.
Die Anpassung optimieren: Das können Hörakustiker tun
Aus der Studie lassen sich daher folgende Tipps ableiten, um die Hörgeräteanpassung zu optimieren und eine höhere Zufriedenheit zu erreichen. Zugegeben, vieles davon ist im Praxisalltag der meisten Hörakustiker bereits selbstverständlich – trotzdem, hier noch einmal gewissermaßen klinisch validiert:
1. Individuelle Anpassungen: Die Studie betont, dass Nutzer unterschiedlich lange benötigen, um sich an ihre Hörgeräte zu gewöhnen. Ein Hörakustiker sollte daher geduldig sein und individuell auf die Bedürfnisse jedes Kunden eingehen.
2. Anpassungsoptimierung: Eine optimale Anpassung der Hörgeräte bereits zu Beginn der Versorgung kann zu einer schnelleren Gewöhnung führen. Hörakustiker könnten dazu beitragen, dass die Hörgeräte von Anfang an so eingestellt sind, dass der Kunde sie leichter akzeptieren und sich an sie gewöhnen kann.
3. Beratung und Schulung: Die Studie hebt hervor, dass die Handhabung der Hörgeräte, die richtige Pflege und die Anpassung an den Klang wichtige Faktoren für die EIngewöhnung sind. Hörakustiker können eine umfassende Beratung und Schulung anbieten, um sicherzustellen, dass die Kunden wissen, wie sie ihre Hörgeräte korrekt verwenden und pflegen können.
4. Regelmäßige Überprüfung: Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit von Anpassungen im Laufe der Zeit. Hörakustiker sollten definitiv regelmäßige Überprüfungen durchführen, um sicherzustellen, dass die Hörgeräte den sich ändernden Bedürfnissen des Kunden entsprechen.
5. Erwartungsmanagement: Einige Nutzer brauchen länger als andere, um sich an Hörgeräte zu gewöhnen. Ein Hörakustiker könnte Kunden darauf vorbereiten und realistische Erwartungen bezüglich des Anpassungsprozesses setzen.
6. Kundenbindung: Durch eine individuelle und geduldige Betreuung können Hörakustiker das Vertrauen der Kunden gewinnen und langfristige Bindungen aufbauen. Kunden, die sich gut betreut fühlen, sind eher bereit, Anpassungen und Beratung in Anspruch zu nehmen.
Die harten Fakten
Von den 690 Teilnehmern haben sich 442 (64 %) innerhalb von 2 Monaten an die Hörgeräte gewöhnt. 91 Teilnehmer (13 %) haben sich überhaupt nicht an die Hörgeräte gewöhnt, davon waren 74 (81 %) zum ersten Mal Hörgerätenutzer. 84 Teilnehmer (12 %) haben nach der ersten Anpassung keine weiteren Anpassungen vorgenommen, und 49 (7 %) haben ihre Hörgeräte vier oder mehr Mal im Verlauf des Jahres angepasst. 390 Teilnehmer (57 %) haben ihre Hörgeräte nur beim 2-Monats-Follow-up angepasst, was auf den Wunsch nach Anpassungen hindeutet. Die Ergebnisse der multiplen linearen Regression zeigten den signifikanten Einfluss der Gewöhnung an die Hörgeräte und der mehrfachen Anpassungen auf die selbstberichteten Hörgeräteergebnisse.
Im Arbeitsalltag vieler Hörakustiker dürften diese Tipps Selbstverständlichkeit sein – aber manchmal ist es ja auch nicht schlecht, in seinem Vorgehen bestätigt zu werden. Und wer weiß, vielleicht hat der ein oder andere den ein oder anderen Tipp ein wenig aus den Augen verloren – und achtet während der nächsten Versorgung besonders darauf.
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