Das neue Silk Charge&Go IX von Signia gehörte für viele Besucher zu den Highlights beim diesjährigen EUHA-Kongress. Wiederaufladbar, universelle Passform und completely in canal, also kaum sichtbar: Dieses Instant Fit-IdO scheint der der Inbegriff einer Easy-Going-Hörlösung zu sein – schließlich erfüllt es mehrere Kundenwünsche auf einmal. Aber das Silk Charge&Go IX kann mehr als auf den ersten Blick überzeugen, denn im Inneren steckt die Technologie der neuen Integrated Xperience Plattform.
Die Crux bei Im-Ohr-Hörgeräten
Viele Hörakustiker können bestätigen: Die meisten Neukunden wollen ein Im-Ohr-Hörgerät. Häufig wird es letztendlich dann doch ein RIC, schließlich stellen diese in der Regel die Flaggschiffe der Hersteller dar: Akku, Bluetooth, aktuelle Technologien – sie alle stecken für gewöhnlich in den RIC-Systemen. Und noch dazu ist man mit dieser Bauweise deutlich flexibler: Ein RIC-Hörsystem kann man während des ersten Termines gleich mitnehmen und ausprobieren. Bevor jedoch ein Im-Ohr-Hörgerät probegetragen werden kann, muss bereits eine Maßanfertigung stattfinden, was unter anderem eine für viele Kunden unbequeme Verbindlichkeit mit sich bringt – und deshalb Argumentationsgeschick des Akustikers erfordert.
Langer Rede kurzer Sinn: All diese Dilemmata sind bei Signias neustem Hörsystem kein Thema mehr. Denn das Silk Charge&Go IX ist kaum sichtbar, wodurch es dem Wunsch der meisten Kunden entspricht. Es muss nicht maßangefertigt werden, wodurch es ohne Umschweife sofort getragen werden kann. Und es ist wiederaufladbar.
Akkus in CIC-Hörsystemen waren lange nicht umsetzbar
Vor zwei Jahren kündigte Signia eine Sensation an: Das wiederaufladbare IdO Insio Charge&Go AX. Dem Hersteller war es gelungen, Lithium-Ionen-Akkus in ein maßangefertigtes Im-Ohr-Hörsystem zu bauen – dieses erfüllte aber nicht wirklich den Kundenwunsch nach Unsichtbarkeit, wenngleich es durchaus schlicht designt wurde. Lange herrschte der Tonus vor, kleinere Im-Ohr-Hörsysteme mit Akkus auszustatten, sei unmöglich. Bis jetzt.
Signia Silk Charge&Go IX ist das kleinste IdO mit Akkus
Den Akku hat Signia gemeinsam mit Partnern entwickelt, um den besten Kompromiss aus Energiedichte und Größe zu schaffen. Dabei war es wichtig, die genauen Maße des Akkus zu spezifizieren, welche unter den anatomischen Gesichtspunkten noch den bestmöglichen Versorgungsgrad ermöglichen.
Und dieser Aufwand hat sich ausgezahlt: Mit einer beeindruckenden Akkulaufzeit von 28 Stunden liegen die Silk Charge&Go IX-Hörsysteme trotz ihrer Bauweise weit vorne – im Vergleich zu Mitbewerbern. Aufgeladen werden die Geräte in einem mobilen Charger mit integrierter Powerbank, die bis zu vier vollständige Ladungen bereithält. Das heißt: Man könnte mit den Hörgeräten mindestens fünf Tage lang hören, bevor man eine Steckdose benötigt. Die Ladung des Chargers ist übrigens nach Qi-Standard kontaktlos möglich.
Dass Signia die Akkutechnologie zukünftig auch auf maßangefertigte Im-Ohr-Hörsysteme dieser Größe anwenden wird, ist zumindest denkbar. Für das erwähnte Insio Charge&Go AX hat der Hersteller eine eigene Magnetresonanzladetechnologie entwickelt, die es ermöglicht, dass die Hörgeräte ohne festen Sitz im Charger laden – auf diese Weise konnte er die maßangefertigte Schale mit einer standardisierten Ladestation nutzbar machen.
Im-Ohr-Hörgerät mit Instant Fit – einfach ausprobieren
Die Modellreihe Silk gibt es bereits seit der PX-Generation und hat sich seit NX und den beiden darauffolgenden Generationen X und AX optisch kaum verändert: Das unscheinbare CIC-Hörsystem wies von Beginn an die Besonderheit auf, nicht maßangefertigt werden zu müssen. Stattdessen steckte man ein standardisiertes Schirmchen darauf, das zum entsprechenden Gehörgang passte. Silk mauserte sich bei vielen Hörakustikern zum Kassenschlager – eben, weil es durch die Standardschirmchen sofort ausprobiert werden konnte.
Kein Wunder, dass Signia für sein erstes Akku-CIC diese Modellreihe auswählte. Der sogenannte „Instant Fit“ gilt weiterhin als Hauptfeature, allerdings hat sich das Äußere ein wenig verändert: Dort wo zuvor die Batterieklappe saß, schmückt nun eine schlichte, flache Faceplate das Hörgerät. Bei Bedarf ist es übrigens trotzdem möglich, eine Otoplastik anzufertigen und auf diese Weise geschlossene wie offene Versorgungen mit individueller Passform zu realisieren.
Signia IX-Technologie auf kleinstem Raum
Da das Silk Charge&Go IX so tief im Gehörgang sitzt, tragen die Ohrmuscheln zu einem naturgemäßen Klangerlebnis bei. Unterstützung, insbesondere bei lauten Umgebungsgeräuschen, erhält der Träger trotzdem:
Bei Hintergrundlärm, der das Gespräch beeinträchtigt, kommt das binaurale One-Mic-Richtmikrofon zum Einsatz. Hierfür arbeiten die beiden Hörgeräte im Verbund und teilen sich über ein Mikrofonnetzwerk die jeweiligen Eingangssignale. Auf diese Weise kann die seitliche Aufnahme rechnerisch reduziert werden, wodurch eine vordere und hintere Hemisphäre bestehen bleibt. Der Clou: Durch den natürlichen Sitz der kleinen Geräte kann die Ohrmuschel zur Dämpfung vom rückwärtigen Schall voll ausgenutzt werden. In Summe überwiegt im Ergebnis das natürliche Richtungshören nach vorne, welches durch eine bis zu 20% höhere Rechenleistung der neuen IX-Hörgeräte weiter gestärkt wird. Auf diese Weise wird die gerichtete Verstärkungsleistung der Ohrmuschel, kurz Pinna-Effekt, genutzt und in besonders kritischen Situationen durch die Technik mehr als verdoppelt.
Ebenfalls Einzug erhält beim Silk Charge&Go IX das Auto Echo Shield. Zuletzt bei RIC- und HdO-Modellen der Vorgängergeneration AX via Update integriert, schafft dieser nun auch beim Silk Charge&Go IX Sprachklarheit in Räumen mit viel Hall – also zum Beispiel in Kirchen. Zudem wurde die Eingangsdynamik von variablen 96/ 114 dB auf eine feste Breite von 117 dB angehoben. Das garantiert eine deutlich höhere und stabilere Klangbrillanz bei lauten Eingängen – zum Beispiel bei Konzerten.
Auch mit dem Silk Charge&Go IX wird Signia seinem Anspruch gerecht, Innovationstreiber in der Hörgerätebranche zu bleiben. Der Hersteller kann nun ein vollständiges Portfolio mit wiederaufladbaren Akkus vorweisen – vom kleinsten IdO bis zum kraftvollsten HdO. Einziger Wermutstropfen beim neuen Silk: Es ist nicht bluetoothfähig. Aber es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis das möglich ist.