Wir leben im Zeitalter der Abonnements. Alles kann abonniert werden: Zeitungen, Autos, Bücher, Kabelfernsehen, Mobilfunkverträge, Bahntickets, Musik, Appinhalte, Antivirenprogramme, Theaterkarten, Fitnessstudio-Mitgliedschaften – selbst Elektrogeräte wie Kühlschränke oder Fernseher werden auf diversen Seiten bereits zum Abo angeboten. Um die Sinnhaftigkeit so manch eines Abonnements ließe sich sicher streiten. Bei manchen Produkten klingt ein Abo aber tatsächlich nützlich: Premium-Hörgeräte kosten mehrere tausend Euro. Um diese einer breiteren Masse zugänglich zu machen, testet der Hersteller Philips aktuell ein spezielles Abo-Modell in Spanien.
Abo-Modell für Philips HearLink Hörgeräte
Hörgeräte-Abos sind eigentlich nichts neues. Normalerweise werden sie jedoch von Hörakustik-Fachgeschäften und nicht vom Hersteller selbst angeboten. In Spanien ermöglicht Philips ein solches Abo für die hauseigenen HearLink Hörgeräte nun jedem. So möchte der er potentielle Kunden für die Partnerbetriebe gewinnen.
Der Abonnent zahlt für drei Jahre einen festen monatlichen Betrag. Anschließend kann er sich entscheiden, ob er das Hörsystem behält und den Restbetrag auf einmal zahlt, oder ob er den Deal verlängert und ein neues Hörgerät bekommt.
Das Modell, das auf den Namen „¡planazo!“ („¡Que planazo!“ ist spanisch für: „Was für ein großartiger Plan!“) getauft wurde, konnte bereits an 50 Hörakustik-Fachgeschäften getestet werden und werde laut Philips gut angenommen. Das Unternehmen sei der erste Hersteller, der unabhängigen Kunden die Möglichkeit bietet, diesen Service in ihrem Fachgeschäft aufzunehmen.
Philips kommentiert über weitere Pläne: „Im Moment möchten wir Erfahrungen mit dem Projekt in Spanien sammeln. Je nach Erfolg werden wir entscheiden, ob wir dieses Angebot auf andere Gebiete ausweiten oder nicht“.
Denkbar einfach für das Hörakustik-Fachgeschäft
Der monatliche Betrag deckt die Kosten für die Hörgeräte, Kreditzinsen, Anpassungen im Fachbetrieb, Wartungen der Hörgeräte und einen Schutz gegen Diebstahl, Verlust und Bruch. Der Fachbetrieb selbst muss sich um nichts weiter kümmern. Für die Abwicklung ist die spanische Online-Bank ABANCA zuständig. Sie überweist dem Fachbetrieb den vollen Betrag für die Hörgeräte und regelt das Abo direkt mit dem Kunden – eine klassische Forderungsabtretung wie man sie hierzulande auch von einigen Abo-Modellen kennt.
Laut Philips funktioniert ein Musterdurchlauf des Abonnements folgendermaßen: Ein Patient kauft Hörgeräte für 3.600 €. Das Hörzentrum verwendet den ABANCA-Rechner, um die Kreditgebühr des Patienten für den Preis der Hörgeräte zu berechnen. In diesem Fall zahlt der Kunde 99 € pro Monat für drei Jahre. Nach Ablauf kontaktiert die Online-Bank den Hörakustiker, um in Erfahrung zu bringen, wofür sich der Abonnent entscheidet; also ob er das Abo um drei weitere Jahre verlängert und neue Hörgeräte erhält, oder ob er den Restbetrag von 489 € direkt an ABANCA überweist und die Hörgeräte behält.
Es handelt sich um ein durchaus spannendes Marketinginstrument; anders als bei anderen Abo-Modellen hier allerdings vom Hersteller selbst ins Leben gerufen. Wer sich erinnert: Phonak initiierte für das Lyric seiner Zeit ebenfalls ein Abo-Modell. Hört man sich auf dem deutschen Markt hinsichtlich Hörgeräte-Abos um, sind die Erfolge bisher eher überschaubar. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.