Der traditionsreiche Brillenglashersteller Rodenstock befindet sich mitten in einem tiefgreifenden strategischen Transformationsprozess, der auch den Standort im niederbayerischen Regen betrifft. Die Neuausrichtung zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens im hart umkämpften Augenoptikmarkt zu sichern. Gleichzeitig ist dieser Wandel mit einschneidenden Veränderungen verbunden, darunter ein erheblicher Stellenabbau.
Ein Standort im Wandel: Vom Produktionswerk zum Engineering Center
Im Rahmen der Umstrukturierung wird der Standort Regen von einer Produktionsstätte zu einem reinen Engineering Center umgebaut. Diese Entscheidung ist Teil eines strategischen Plans, mit dem Rodenstock auf veränderte Marktbedingungen und die zunehmende Internationalisierung der Branche reagiert. Die Fertigungsstruktur am Standort wird in den kommenden Monaten entsprechend angepasst.
Die neue Rolle des Standorts Regen als Engineering Center stellt die Forschung & Entwicklung, den Technologietransfer und die Prozessimplementierung in den Mittelpunkt. Das Werk soll nicht nur weiterhin in alle Phasen der Produktentwicklung eingebunden sein, sondern auch eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der internationalen Werke übernehmen. Besonders betont wird dabei die Entkopplung von der Produktion, was dem Standort eine größere Flexibilität und Innovationskraft verleihen soll.
Verlagerung der Brillenglasfertigung nach Tschechien
Eine der weitreichendsten Veränderungen betrifft die Verlagerung der Brillenglasfertigung von Regen nach Klattau in Tschechien. Dieser Schritt ist ein klares Zeichen dafür, wie sehr Rodenstock auf kosteneffiziente Produktionsstrukturen setzt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. In Klattau kann das Unternehmen von günstigeren Arbeits- und Betriebskosten profitieren, ohne Abstriche bei der Qualität der Produkte machen zu müssen.
Stellenabbau als bitterer Preis der Neuausrichtung
Die geplanten Veränderungen bringen jedoch auch harte Konsequenzen für die Mitarbeitenden mit sich. Von den rund 500 Beschäftigten in Regen werden nach Abschluss des Transformationsprozesses voraussichtlich nur noch 260 im Engineering Center verbleiben. Das bedeutet einen Stellenabbau von fast der Hälfte der Belegschaft.
Rodenstock hat jedoch betont, dass ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Unterstützung der betroffenen Mitarbeiter bereitgestellt wird. Dieses soll Beratungsangebote und Hilfestellungen bieten, um den Übergang in neue Arbeitsfelder oder andere berufliche Perspektiven zu erleichtern.
Zukunftssicherung durch Neuausrichtung
Roland Dimbath, COO der Rodenstock Gruppe, zeigt sich überzeugt, dass die Reorganisation langfristig die Ertrags- und Innovationskraft des Unternehmens steigern wird. Er betont, dass der Umbau notwendig sei, um die Wettbewerbsfähigkeit von Rodenstock im globalen Augenoptikmarkt zu sichern. Mit der Verlagerung der Fertigung und der Stärkung des Standorts Regen als Engineering Center schafft das Unternehmen die Grundlagen, um auch künftig auf die Herausforderungen der Branche reagieren zu können.
André Goller, Werksleiter in Regen, sieht die Transformation als einen „herausfordernden Prozess“ für alle Beteiligten. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die neue Rolle des Standorts die beste Möglichkeit bietet, ihn langfristig zukunftssicher aufzustellen.
Ein Signal für die gesamte Branche
Die Neuausrichtung von Rodenstock ist nicht nur ein bedeutender Einschnitt für die Region Niederbayern, sondern auch ein Zeichen für den gesamten Augenoptiksektor. Die Entscheidung, die Fertigung nach Tschechien zu verlagern und den Standort in Deutschland auf Forschung und Entwicklung zu fokussieren, reflektiert die zunehmende Notwendigkeit, globale Märkte effizient zu bedienen und gleichzeitig die Innovationskraft im Heimatland zu bewahren. In einer Branche, die sich stetig weiterentwickelt, sind solche strategischen Entscheidungen entscheidend für den Fortbestand und die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.