Der Hörgerätemarkt erholt sich
Der Vergleich der heutigen US-Hörgeräteverkäufe mit denen vom Vorjahr ließe normalerweise einige Kinnladen herunterklappen. Im Hinterkopf behaltend, dass der Gesamtumsatz 2020 im zweiten Quartal pandemiebedingt um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist, wirken die Zahlen gleich etwas weniger beeindruckend. Die neuesten Statistiken der Hearing Industries Association (HIA) kündigen dennoch ein großes Comeback im Jahr 2021 an: Im Vergleich zu 2020 stieg der Nettoabsatz im ersten Halbjahr um 61,6 Prozent und im Vergleich zu 2019 um 13,5 Prozent.
Im letzten Jahr lag der US-Nettoabsatz zum Jahresende 18 Prozent unter dem von 2019, was auf die Zurückhaltung der älteren Risikogruppen, den Hörakustiker aufzusuchen, zurückzuführen ist. In Stück gingen die Herausgaben der Hörgeräte in der Praxis und im gewerblichen Markt um 14,2 Prozent zurück; bei der Veterans Administration, also der Unterstützung für Kriegsveteranen sogar um 34 Prozent.
Mit dem neuen Jahr ging es dann endlich wieder bergauf: Im ersten Quartal stiegen die Gesamtverkäufe von Hörgeräten noch gemächlich um 8 Prozent. Mit der Durchimpfung der Bevölkerung stieg im zweiten Quartal auch der Hörgeräte-Absatz um ganze 185,3 Prozent. Gegenüber dem Rückgang von 58,6 Prozent wirkt diese Zahl zugegebenermaßen beeindruckender als sie ist. Doch auch verglichen mit 2019 stiegen die Netto-Hörgeräteverkäufe: im ersten Quartal um 8,7 Prozent und im zweiten um 18,2 Prozent.
Abgabe in Praxen und durch die Veterans Administration
Insgesamt waren die Hörgeräte-Verkaufsaktivitäten in privaten und gewerblichen Praxen stabiler als die Abgabe durch die Veterans Administration während und nach den Auswirkungen der Pandemie. In den ersten beiden Quartalen 2021 stiegen die Hörgeräteverkäufe verglichen mit dem Vorjahr um 11,5 Prozent bzw. 156,3 Prozent, verglichen mit 2019 um 12,3 Prozent bzw. 21,8 Prozent. Die Veterans Administration erholte aufgrund seiner einzigartigen Patientengruppe deutlich langsamer. Mit einem Rückgang von 83,4 Prozent gegenüber 2019 wurde die Abgabe im zweiten Quartal 2020 fast vollständig eingestellt, gefolgt von Rückgängen von 34,5 und 14,7 Prozent im dritten und vierten Quartal 2020. Im zweiten Quartal 2021 stieg der Absatz dann schlagartig um 522,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und übertraf damit sogar die VA-Umsätze desselben Quartals 2019 um 3,3 Prozent.
US-Hörgerätemarkt 2021: so könnte es weitergehen
2021 wird allgemeinhin als Erholungsjahr gesehen. Ein Großteil der Spekulationen über „aufgeschobenen Nachholbedarf“ bestätigt sich aktuell. Vergleicht man die ersten Halbjahre liegen die gesamten Nettoverkäufe in den USA heute etwa 13,5 Prozent über den Verkäufen vor der Pandemie von 2019. Der kommerzielle Markt stieg dabei um 17 Prozent an, lediglich die Veterans Administration blieb um 1,7 Prozent zurück.
Nun geht es darum, weiterhin standhaft gegenüber dem Coronavirus zu bleiben und weitere Rezessionen zu vermeiden. Sollte das Hörgerätevolumen zum Jahresende die 4,7 Millionen Stück erreichen oder überschreiten, würde das einer Steigerung von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 12 Prozent gegenüber 2019 entsprechen. Weiterhin abzuwarten bleiben die neuen OTC-regelungen für rezeptfreie Hörgeräte, die einen zusätzlichen großen Faktor ausmachen könnte.