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Chirurgen-Team gelingt Transplantation eines Auges

In New York ist einem Team aus Chirurgen Beeindruckendes gelungen. Ein 46-jähriger US-Amerikaner erlitt bei einem Arbeitsunfall einen 7.200 Volt starken Stromschlag und verlor dadurch unter anderem sein linkes Auge. An der New Yorker Universitätsklinik NYU Langone wurde daraufhin die nach eigenen Angaben weltweit erste vollständige Transplantation eines Auges durchgeführt. Die Sehkraft konnte allerdings nicht wiederhergestellt werden.

Chirurgen-Team gelingt Transplantation eines Auges
21 Stunden dauerte die Operation, an der mehr als 140 Fachleute beteiligt waren. PHOTO: JOE CARROTTA / NYU LANGONE STAFF

Erfolgreiche Augen-Transplantation an der NYU Langone

21 Stunden dauerte die Operation an, beteiligt waren mehr als 140 Chirurgen, Pflegefachkräfte und weitere medizinische Fachkräfte. Das Ziel war die Transplantation eines Teils des Gesichts inklusive des Auges von einem einzigen Spender. Die Operation verlief erfolgreich: „Die Fortschritte, die wir am Auge gesehen haben, sind außergewöhnlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass wir fünf Monate nach dem Eingriff eine lebensfähige Hornhaut und Netzhaut haben, die eine hervorragende Durchblutung zeigt. Dies übertrifft unsere ursprünglichen Erwartungen bei weitem, da wir ursprünglich gehofft hatten, dass das Auge mindestens 90 Tage überleben würde“, sagte der beteiligte Transplantationschirurg Bruce E. Gelb.

Augentransplantation extrem schwierig

Davon, dass das transplantierte Auge sehfähig werde, sei man allerdings nie ausgegangen. Es ging vorrangig um die kosmetischen Aspekte. Denn während Hornhauttransplantationen relativ häufig durchgeführt werden, ist die Transplantation eines ganzen Auges aufgrund seiner komplexen Natur extrem schwierig: Die Nervenregeration, die Immunabwehr und der retinale Blutfluss müssen erfolgreich bewältigt werden, damit das Auge überhaupt lebensfähig ist.

Verläuft all das erfolgreich, kann das Auge noch lange nicht sehen: Den Sehnerv des Patienten mit dem des Spenderauges zu verknüpfen, ist eine der größten Herausforderungen. Als Teil des zentralen Nervensystems ist er eng mit dem Gehirn verbunden und verantwortlich für die Übertragung visueller Informationen. Er besteht aus einer Million Fasern, deren Verbindung eine grundlegende Voraussetzung für die Wiederherstellung des Sehvermögens ist.

Sehnerv-Reparatur mithilfe von Stammzellen

Um trotzdem nichts unversucht zu lassen, hat das OP-Team beschlossen, das Spenderauge mit adulten Stammzellen aus dem Knochenmark des Spenders zu kombinieren. Stammzellen können als natürliches Reparaturteam fungieren, weil sie sich immer wieder teilen, um gesunde Zellen zu bilden, die die beschädigten oder dysfunktionalen Elemente ersetzen.

„Dies ist der erste Versuch, adulte Stammzellen während einer Transplantation in einen menschlichen Sehnerv zu injizieren, in der Hoffnung, die Nervengeneration zu verbessern“, sagte Samer Al-Homsi. Er ist Geschäftsführer des Transplantation and Cellular Therapy Centers und Professor der Abteilung für Medizin an der NYU Langone. „Wir haben jetzt gezeigt, dass das Verfahren sicher und potenziell wirksam ist, aber wir brauchen Zeit um festzustellen, ob dieser Schritt eine Rolle dabei spielt, die Chance auf eine Wiederherstellung des Sehvermögens zu erhöhen, und ob in Zukunft noch etwas getan werden kann, um das Verfahren zu optimieren.“

Sehvermögen bleibt unwahrscheinlich

Aktuell ist das transplantierte linke Auge nach wie vor blind. Trotzdem sagt Dr. Dedania, der bei dem Patienten regelmäßig Tests bezüglich des Auges durchführt: „Was wir jetzt erleben, hätten wir nie erwartet. Der erste Schritt bestand darin, einen intakten Augapfel zu haben. Jetzt kann noch viel passieren. Das ist eine weltweite Premiere, wir lernen gerade wirklich viel dazu.“

Der Patient wird sich weiterhin regelmäßig Tests unterziehen, darunter die Elektroretinographie, welche die elektrische Reaktion der Netzhaut auf Licht misst. Steven L. Galetta, Inhaber des Philip J. Moskowitz-Lehrstuhls für Neurologie an der NYU Langone sagt: „Wir überschreiten nun die Grenze des zentralen Nervensystems. Ich freue mich auf weitere Fortschritte in Zusammenhang mit den sehr talentierten Köpfen hier an der NYO Langone.“

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