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Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Tinnitus: KI-gestützte Forschung

Ein internationales Forschungsteam hat bahnbrechende Erkenntnisse über die Entstehung von Tinnitus enthüllt. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wurden unter der Leitung von Dr. Achim Schilling und Dr. Patrick Krauss vom Neurowissenschaftlichen Labor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Uniklinikum Erlangen Forschungsergebnisse erzielt, welche die Tinnitus-Forschung und -Behandlung revolutionieren könnten.

Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Tinnitus KI-gestützte Forschung

Tinnitus: Ein Phantomklang im Fokus

Tinnitus, eine Erkrankung, bei der Betroffene Geräusche wie Klingeln oder Pfeifen ohne äußere Geräuschquelle wahrnehmen, stellt für Millionen Menschen weltweit eine erhebliche Belastung dar. Etwa zwölf Prozent der Bevölkerung leiden unter Tinnitus, und die damit verbundenen Kosten allein in Deutschland belaufen sich auf rund 21,9 Milliarden Euro jährlich. Dies entspricht in etwa den Ausgaben für Volkskrankheiten wie Diabetes. Neue Erkenntnisse in der Tinnitus-Forschung könnten nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, sondern auch erhebliche finanzielle Entlastungen bringen.

Ein Internationales Forschungsteam dem Tinnitus auf der Spur

Das Forschungsteam, bestehend aus renommierten Neurowissenschaftlern in den USA, Kanada, Großbritannien und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), hat in seiner Arbeit zwei Schlüsselprozesse identifiziert, die in Kombination Phantomwahrnehmungen wie Tinnitus auslösen. Der erste Prozess, bekannt als prädiktive Codierung, ermöglicht dem Gehirn, zukünftige Wahrnehmungen vorherzusagen. Der zweite Prozess, adaptive stochastische Resonanz genannt, erhöht die Aktivität von Nervenzellen entlang der Hörbahn, um leise Geräusche besser wahrzunehmen.

Die Verknüpfung dieser beiden Prozesse kann dazu führen, dass das Gehirn das selbst generierte Rauschen als realen Ton interpretiert, was die Phantomwahrnehmung von Tönen beim Tinnitus erklärt. Dieses neue Modell bietet auch eine Erklärung für die häufig begleitende Überempfindlichkeit gegenüber leisen Tönen, bekannt als Hyperakusis. Bisher war der Zusammenhang zwischen Tinnitus und Hyperakusis ein wissenschaftliches Rätsel.

Weitreichende Bedeutung und Zukunftsaussichten

Die Forschungsergebnisse der FAU-Wissenschaftler tragen nicht nur zum Verständnis von Tinnitus bei, sondern liefern auch wertvolle Einblicke in alltägliche Hörvorgänge. Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass ihre Erkenntnisse die Entwicklung von KI-Technologien vorantreiben und zu verbesserten Therapieansätzen für Tinnitus führen können. Die Zusammenführung von Computational Neuroscience, KI und Experimenteller Neurowissenschaft wird als entscheidend für die Entwicklung dieses neuen Modells angesehen. Dr. Schilling und Dr. Krauss sind überzeugt, dass diese interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur die Behandlung von Tinnitus revolutionieren wird, sondern auch den Weg für weitere Fortschritte in den Neurowissenschaften ebnet.

Hier gehts zur Original-Studie.

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