Nuheara baut Omnichannel-Strategie aus
Nuheara erhält die Lizenzrechte für HP. Das heißt nicht, dass das australische Hörtechnologie-Unternehmen nun Drucker herstellt. Viel eher möchte es die Bekanntheit und die – vor allem in den USA – hohe Vertrauenswürdigkeit der Marke nutzen, um seine Omnichannel-Strategie weiter auszubauen. Der Markenname HP könnte demnach bald schon sowohl auf rezeptpflichtigen als auch auf freiverkäuflichen Over-The-Counter-Hörsystemen stehen.
HP übergibt Markenlizenz an Nuheara
Beim CES 2021 wurden die HP Elite Wireless Earbuds vorgestellt, entstanden in Zusammenarbeit mit dem australischen Unternehmen Hörtechnologie-Unternehmen Nuheara. HP bezeichnete sie damals als „die weltweit fortschrittlichsten Ohrhörer für Zusammenarbeit, mit personalisierter Audioabstimmung, einstellbarer Geräuschunterdrückung und Voreinstellungen für Klangsituationen“. Ein dreijähriger Rahmenliefervertrag zwischen den beiden Unternehmen sollte die weitere Zusammenarbeit sichern. Nun wurde bekanntgegeben: Im Rahmen einer Markenlizenzvereinbarung gewährt HP Nuheara die Lizenz zur Nutzung der Marke bis 2027.
Nuheara-CEO Justin Miller gab dazu kürzlich bekannt: „Diese Vereinbarung ist ein bedeutender Erfolg für das Wachstum von Nuheara als Medizintechnikunternehmen. Die Nutzung der globalen Marke HP als führendes Technologieunternehmen zum Verkauf unserer regulierten Hörgeräte ist ein bedeutender Schritt sowohl für die Zukunft von Nuheara als auch für die Entstigmatisierung von Hörgeräten. Wir freuen uns, mit einer so vertrauenswürdigen und führenden globalen Marke zusammenzuarbeiten.“
HP-Hörgeräte: Was bedeutet das?
HP ist einer der größten US-amerikanischen PC- und Druckerhersteller und genießt weltweit großes Vertrauen. Sobald die OTC-Regelung der FDA final geklärt ist und geprüfte Hörsysteme offiziell im freiverkäuflichen US-Handel angeboten werden dürfen, erhalten bekannte Marken einen enormen Wettbewerbsvorteil gegenüber den dort aktuell dominierenden Hörgeräteherstellern. Denn: Im Zweifel entscheiden sich Endverbraucher für die Marke, die sie bereits aus ihrem Alltag kennen.
Selbstanpassbare Hörgeräte ziehen bekannte Marken an
Dass bekannte Marken in den Hörgerätemarkt einsteigen, geschieht in letzter Zeit häufiger. Eine vom ausstehenden OTC-Gesetz unabhängige Sonderregelung für Hörgeräte zum Selbstanpassen, die letztes Jahr von Bose initiiert wurde, fand viele Nachzügler: Braun, GN Jabra, auch Nuheara schloss vor kurzem die hierfür benötigte Studie erfolgreich ab.
Wohlgemerkt: auch wenn es sich dabei um Produkte innerhalb einer Hörgeräteklasse handelt, gibt es erhebliche qualitative Unterschiede bezüglich der verwendeten Hörtechnologien. Während Braun sich mit Mindeststandards zufriedengibt, hat Bose sein qualitativ vergleichbares Hörsystem überraschend aufgrund geringer Nachfrage wieder vom Markt genommen. GN Jabra hingegen könnte durch sein Netzwerk und seine Erfahrung im Hörgerätemarkt sowie durch bewährte Hörtechnologie durchaus Erfolg haben. Und auch Nuheara hat gute Chancen, auf dem Markt zu bestehen, betrachtet man nur die jüngsten Bestrebungen des Herstellers, mit hochwertiger Hörtechnologie im US-amerikanischen Markt Fuß zu fassen.
Nuheara strebt den Hörgeräte-Weltmarkt an
Marke allein reicht nicht, wie man sieht. Und gerade deshalb könnte HP mit Nuheara im Rücken gut beraten sein. Denn Nuheara entwickelt schon seit vielen Jahren sogenannte „Assistive Listening Devices“. Im Fokus steht dabei besonders der praktische Nutzen für den Endverbraucher. Die iQbuds2 MAX, das aktuelle Flagschiff des australischen Herstellers, sind optisch mehr den Consumer Electronics entlehnt als den klassischen Hörgeräten: Außen Earbud, innen Earbud und Hörgerät. Neben typischen Kopfhörer-Funktionen wie Noise Cancelling und Transparency sind die Geräte in der Lage, leichte Schwerhörigkeit auszugleichen.
Die artverwandten iQuds2 Pro für mittelgradigen Hörverlust erhielten Anfang 2021 ihre FDA-Zulassung als verschreibungspflichtiges Hörgerät, sind aber noch nicht auf dem Markt erhältlich. Das FDA-OK Anfang des Jahres zu einer Studie über die Selbstanpassungs-App des Herstellers könnte vermuten lassen, dass Nuheara mit der Markteinführung der iQuds2 Pro auf eine Zulassung als „self-fitting hearing aid“ wartet.
Eine Ende letzten Jahres beschlossene Liefervereinbarung mit dem Hörgerätegiganten Sonova könnte zudem ein Hinweis auf Nuhearas ernsthafte Bestrebungen sein, im weltweiten Hörgerätemarkt Fuß fassen zu wollen.
Zusammengefasst: Die Kombination aus Nuhearas Engagement, der Erfahrung mit Hörtechnologien und der Bekanntheit der Marke HP hat ein enormes Potenzial. Und wenn es der Hersteller geschickt anstellt, könnte das HP-Hörgerät zu einem sehr erfolgreichen Vertreter der OTC-Hörgeräte werden.
Zum Weiterlesen:
Nuheara-Earbud erhält FDA-Zulassung