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Netzwerk Hörgesundheit möchte digitale Transformation für die Branche

Das Netzwerk Hörgesundheit wirft Fragen auf: Die Partnerschaft der Einkaufsgemeinschaft ISMA bzw. terzo, der Online-Plattform Audoora und des Online-Akustikers ear.direct möchte an der Hörakustik-Branche der Zukunft arbeiten – und zwar mit einem hybriden Mix aus Online- und Offlineangeboten. Wie genau das aussehen soll, lassen die Akteure noch offen. Im Rahmen des Audoora-Formats „Die lange Reihe“ stellten sich die Initiatoren den Fragen von meinhoergeraet.de.

Netzwerk Hörgesundheit möchte digitale Transformation für die Branche

Wer sich von der Website hoergesundheit-fuer-alle.de konkrete Infos über das Konzept des Netzwerks Hörgesundheit erwartet, sucht dort bisher noch vergeblich. So viel ist sicher: An der Partnerschaft beteiligt sind die ISMA (terzo-Lizenzgeber), Audoora und ear.direct. Man möchte die Hörgeräte-Branche der Zukunft mitgestalten. Und die Rede ist von Mindset, freiem Austausch und der Verschmelzung von online und digital. Höchste Zeit, ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen.

Im Rahmen des Video-Formats „Die lange Reihe“ des Portals Audoora stellten sich die Initiatoren des Netzwerks unseren Fragen: Anwesend waren Sebastian Garcia Dennemark und Nils Sonnenfroh, Geschäftsführer bei Audoora, Kevin Oppel, Vorstand bei ISMA AG und verantwortlich für die Marke „terzo“, sowie Julian Hiddemann, Geschäftsführer bei ear.direct. Jeder, der sich zuvor einen kostenlosen Audoora Network Account angelegt hatte, konnte der Diskussion via Video-Konferenz beiwohnen.

Netzwerk in der Findungsphase

„Was will der Kunde in 10 Jahren? Wie wird er sich zukünftig informieren? Wie wird er mit dem Thema Hörgesundheit in Kontakt treten?“ Das sind ausschlaggebende Fragestellungen für Sebastian Garcia Dennemark, wenn er über die Zukunft der Branche nachdenkt. Es sei unerlässlich, dass sich die Hörakustik weiterentwickle und das könne beispielsweise durch eine echte, faire Partnerschaft zwischen Online-Akustik und stationärer Akustik gelingen: „Diese Feindschaft muss beigelegt werden. Das ist eins der zentralen Themen des Netzwerks Hörgesundheit.“

Die Initiatoren des Netzwerks Hörgesundheit sind Audoora-Geschäftsführer Sebastian Garcia Dennemark und Nils Sonnefroh (oben links), ISMA AG- und terzo® Gehörtherapie-Vorstand Kevin Oppel (oben rechts) und ear.direct-Geschäftsführer Julian Hiddemann (unten links). Moderiert wurde die Diskussion von Marco Schulz, Geschäftsführer bei meinhoergeraet.de (unten rechts).

Wie genau eine solche Lösung des Mit- statt Gegeneinanders aussehen soll, ist noch nicht klar. Denn wie Julian Hiddemann erklärt, sei man aktuell in der Findungs- und Austestphase: „Genauso wie wir auf der Website schreiben, sind wir mitten im Prozess. Wir wollen niemandem etwas aufdrängen, sondern gemeinsam Neues schaffen. Deswegen gibt es bisher kein fertiges Konzept, sondern vielmehr eine Arbeitsweise, an der man eingeladen ist, aktiv mitzuwirken.“ Kevin Oppel ergänzt: „Jeder, der Ideen zum Thema Hörgesundheit hat und sich mit unserer Vision identifizieren kann, darf sich am Netzwerk beteiligen. Auf diese Weise finden Partner zusammen, die vielleicht auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Aber gerade diese Partner können sich oft unerwartet gut ergänzen.“

Gegensätze ziehen sich an

Und es stimmt: Konträrer könnte die Ausgangslage der drei Mitwirkenden gar nicht sein. Oppel als Vorstand der ISMA AG blickt auf 22 Jahre stationärer Versorgung zurück und ist überzeugt von der Dienstleistung des Hörakustikers: Bei einem Produkt, das ohnehin niemand haben wolle, könne man durch ein gezieltes Beratungs- und Anpasskonzept Mehrwerte schaffen. Sowohl für Kunden als auch den Akustiker. Ein wissenschaftlich evaluiertes und begleitetes Hörtherapie-Angebot schaffe ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal im Bereich der hörakustischen Dienstleistung. „Hörgeräte allein machen nicht automatisch glücklich. Die Dienstleistung des Akustikers macht den Unterschied“, findet auch Garcia Dennemark.

Ganz anders die Philosophie von ear.direct als Online-Akustiker. „Unser Vorteil ist die Anonymität. Man muss nicht persönlich irgendwohin gehen und seine Schwächen offenbaren“, argumentiert Geschäftsführer Julian Hiddemann. „Unsere Kunden sind froh, dass sie nicht an einen Ort gebunden sind und jederzeit beraten werden können.“ Und anders als man vermuten würde, ließen sich diese beiden Ansätze wunderbar vereinen: „In Verbindung mit terzo schaffen wir Raum für ein ineinandergreifendes System, in dem jeder seine Kompetenzen ausspielen kann.“

Der Kunde steht im Mittelpunkt

Oppel stimmt zu: „Das Netzwerk kann den verschiedenen Kundentypen gerechter werden als jedes einzelne System für sich. Die Herausforderung ist, keinen Kunden auf dem Weg zu verlieren. Und manche sind eben mit der Erstansprache online glücklich, manche im stationären Handel.“ „Und schließlich muss der Prozess ja auch nicht mit dem Verkauf von Hörgeräten abgeschlossen sein“, ergänzt Hiddemann. „Die optimalen Rahmenbedingungen für das Ziel Hörgesundheit bieten wir nur zusammen mit dem stationären Akustiker. Hier können wir frühzeitig sensibilisieren und auf die Partner verweisen.“

„Diese Transparenz muss man den Kunden gegenüber klarmachen“, fügt Garcia Dennemark hinzu. Man ist nicht an den einen oder den anderen Weg gebunden.“ „Die Hörgesundheit jedes einzelnen Kunden steht im Mittelpunkt. Der Kunde entscheidet, nachdem er umfassend informiert wurde, welcher Lösungsansatz für ihn am besten passt. Letztendlich bekommt er dann die Lösung, die er haben will, und behält gleichzeitig Zugriff auf alle Optionen. Mehr Flexibilität ist kaum möglich“, fasst Hiddemann zusammen.

Die Dienstleistung sichtbar machen

Bis ein fertiges Konzept angeboten werden kann, welches ein Akustikbetrieb „einfach bucht“, dauert es also noch. Bis dahin sieht sich das Netzwerk Hörgesundheit noch mit einigen Herausforderungen konfrontiert – auch, wie die Dienstleistung vom Produkt Hörgerät selbst entkoppelt werden könnte. Das ist Kevin Oppel ein Anliegen: „Hörgeräte haben wir genug auf dem Markt. Deren Sichtbarkeit muss man nicht weiter unterstützen. Die hörakustische Dienstleistung demgegenüber ist wenig oder noch gar nicht sichtbar. Deren Wahrnehmung möchten wir stärken.“

Sebastian Garcia Dennemark stimmt zu und rechnet vor: „Das sind immerhin fünf bis zehn Meisterstunden pro Kunde, die oft in der Preisargumentation keine Rolle spielen, aber einen wesentlichen Beitrag des Hörgerätepreises ausmachen. Wie diese Dienstleistung mehr in den Vordergrund gestellt und sichtbar gemacht werden kann, testen wir aktuell schon in Pilot-Geschäften aus.“

Netzwerk Hörgesundheit soll bis 2025 etabliert sein

Apropos: In der Weiterentwicklung des Konzepts nimmt Audoora eine Schlüsselrolle ein. Die Geschwindigkeit von Marktveränderungen seien sie als Startup im Softwarebereich gewöhnt. Zudem arbeite das Unternehmen selbst unbürokratisch und schnell, ist man dort überzeugt: „Geschwindigkeit und Mindset machen uns aus, würde ich sagen. Wir haben mittlerweile neun Vollzeit Software-Entwickler angestellt und wachsen stark. Seit drei Jahren konzentrieren wir uns nur auf Hörakustik, Produktdatenkataloge und haben sehr domainspezifisches Wissen aufgebaut.“

Und in diesem Tempo soll es auch weitergehen. „Sagen wir mal so“, zieht Sebastian Garcia Dennemark Fazit: „Die nächsten Schritte sind, unsere konkreten Ideen durchzutesten – und das in verschiedenen Angeboten und Phasen. Das wird ungefähr ein Dreivierteljahr dauern. Und 2025 haben wir dann hoffentlich ein neues Wording in der Branche, welches die Dienstleistung des Hörakustikers auf dem Weg zur Hörgesundheit seiner Kunden stärker in den Fokus nimmt.

„Einfach mehr Synergie“, wünscht sich Julian Hiddemann für die nächsten Jahre. Und Kevin Oppel ruft auf: „Wer sich Gedanken über unsere Themen macht, egal in welcher Form, sollte das nicht im Verborgenen tun, sondern darf sie gerne mit uns teilen. Nur das bringt unser Netzwerk weiter. Wir haben schließlich keine Blaupause, betreten Neuland und verdienen uns selbst blaue Flecken, im besten Sinne. 2025 ist das Netzwerk Hörgesundheit hoffentlich so weit etabliert, dass es niemand mehr in Frage stellt – und wir ganz viele glückliche Endkunden haben!“

„An den Online-Handel wenden sich Kunden, die wir im Fachgeschäft nicht erreichen“, lautete das Fazit eines Teilnehmers. Insofern wirft das Netzwerk Hörgesundheit die Frage auf, wie es gelingt, diese Kunden für das Fachgeschäft zu begeistern. Das Hörsysteme und die hörakustische Dienstleistung zusammengehören, ist offenbar allen Diskussionsteilnehmern klar. Die Frage an das Netzwerk ist daher, wie das Ganze künftig in ein Konzept gegossen werden kann – ein offener Dialog, der gerade erst begonnen hat. Und von dem Akustiker und Endkunden gleichermaßen profitieren könnten.

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